Meditationsausrichtungen – Wie meditieren?

Meditationsausrichtungen
Meditationsausrichtungen – Wie meditieren?

Meditationsausrichtungen gibt es viele. Nicht alles, was sich Meditation nennt ist im engeren Sinne tatsächlich Meditation. Und innerhalb der Vielfallt verschiedenerer Meditationsformen gibt es einige sehr unterschiedliche Ausrichtungen von – oder besser – in der Meditation.

Meditation ist nicht gleich Meditation

Meditation ist eine sehr alte Praxis, derer sich viele Traditionen bedienen. Es gibt unzählige Arten zu meditieren, die auf verschiedenen Traditionen beruhen. Einige sind uralt, andere eher moderne Adaptionen oder Variationen. Manche sind religiös, spirituell oder mystisch, andere säkular. Sei es Zen, Vipassana, der tibetische Buddhismus, das Christentum, Qi Gong, Yoga und viele andere. Säkulare Angebote sind ganz frei von religiösen Bindungen oder Bezügen, z.B. im MBSR (Mindfulness Based Stress Reduction Programm).

Meditation wird oft als religiös verortet. Dabei ist Meditation an sich nicht religiös. Viele Religionen nutzen die Meditation, ja. Auch Schriften und heilige Bücher spielen in vielen Religionen eine zentrale Bedeutung. Es würde aber niemand daraus den Schluss ziehen, Lesen sei religiös. Das verhält sich genau so mit Meditation.

So unterschiedlich die einzelnen Traditionen sind, so vielfältig sind auch die Arten zu meditieren. Im Dickicht dieser Angebote fällt es schwer, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu erkennen. Noch dazu gibt es innerhalb einiger Traditionen noch verschiedene Meditationsausrichtungen, also Differenzierungen in der Form, wie oder in welchem Kontext meditiert wird.

Meditation in der Forschung

Seit vielen Jahren interessiert sich die Forschung für die Meditation, seit etwa gut 30 Jahren mit exponentiell ansteigendem Interesse. Vor allem die Hirnforschung, die Medizin und die Psychologie dringen immer mehr in die Meditation als Forschungsobjekt ein. So sind in den letzten Jahren tausende Studien entstanden. Eine der umfassendsten Studienprojekte sogar in Deutschland bei der Max-Planck-Gesellschaft.

Wissenschaftler neigen dazu, Meditations-„Techniken“ in zwei Hauptkategorien einzuteilen: Die fokussierte Aufmerksamkeitsmeditation und die Meditation des offenen Gewahrseins (auch Meditation der offenen Beobachtung). Diese Begriffe entstammen der Kategoriesierung der Wissenschaft und klingen vielleicht deshalb etwas hölzern.

Diese verschiedenen Arten der Meditation lassen sich zum Beispiel anhand unterschiedlicher Muster der Gehirnströme im EEG oder anhand verschiedener Aktivität von neuronalen Strukturen im Gehirn charakterisieren.

Meditation mit fokussierter Aufmerksamkeit

Gewöhnlich ist der Ausgangspunkt für jeden Meditationsanfänger die willentliche Fokussierung und Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit auf ein ausgewähltes Objekt: zum Beispiel auf den Atem. In manchen Traditionen können dies auch Klänge, Bilder oder ein Mantra sein.

Das Üben von anhaltender Aufmerksamkeit zielt darauf ab, den eigenen Geist vor Ablenkung, Trägheit und Übererregbarkeit zu stabilisieren, die sich alle negativ auf die Meditationspraxis auswirken.

Um dies zu erreichen, muss der Meditierende drei Hauptfähigkeiten entwickeln:

  • Das Beobachten der Ablenkung, ohne den beabsichtigten Fokus zu destabilisieren (mit anderen Worten: Vermeidung von Gedankenwanderungen oder „Affengeist“).
  • Sich von Ablenkungen wieder zu lösen, ohne an diesen zu kleben („Gedanken erkennen … und diese wieder ziehen lassen“).
  • Bei einer Ablenkung den Fokus wieder auf das gewählte Objekt – z.B. den Atem – zurückzuführen, möglichst ohne einer eigenen Verurteilung, freundlich mit sich selbst.

Die Prozesse des willentlichen Fokussierens und Aufrechterhaltens der Aufmerksamkeit auf ein gewähltes Objekt kann am Anfang recht anstrengend und fordernd wahrgenommen werden. Mit der Zeit – mit einer verbesserten Aufmerksamkeit – nimmt diese Anstrengung allmählich ab und wandelt sich in eine mühelosere Konzentration je mehr sie geübt wird.

Ergebnis dieser Art von Meditation für fortgeschritten Praktizierende kann ein Gefühl von Lebenskraft, Vitalität und einer gestärkten Konzentration über einen längeren Zeitraum sein. Zusätzlich reduzieren sich automatisierte emotionale Reaktionen auf Situationen. Vereinfacht gesagt, man fährt weniger aus der Haut oder lässt sich von Wut, Trauer oder Angst überwältigen.

Meditation des offenen Gewahrseins

Hier steht kein Meditationsobjekt im Fokus. Im Gegenteil. Die Aufmerksamkeit wird auf die gesamte Wahrnehmung gelenkt. Alles was wahrgenommen werden kann (alle sinnlichen Eindrücke des Hörens, Fühlen, Sehens, …, Gedanken, Körperreaktionen, etc.) soll auch wahrgenommen werden. Allerdings ohne diese Wahrnehmungen mit Bewertungen und Urteilen zu verknüpfen und ohne darauf zu reagieren. Beide Aspekte sind herausfordernd und erfordern viel Übung. Das Ergebnis ist eine sehr gute (Selbst-)Wahrnehmung als Grundlage dafür, mitzubekommen, was mit einem selbst und in seiner Umgebung gerade „los ist“. Und letztendlich auch Gelassenheit.

Normalerweise hängt die Meditation des offenen Gewahrseins in ihren Anfangsphasen von der anfänglichen Anwendung der fokussierten Aufmerksamkeit ab, um den Geist zu beruhigen, die Konzentration zu erhöhen und Ablenkungen zu verringern.

Weitere Formen

In vielen Meditationsformen finden sich Elemente dieser beiden Hauptkategorien wider. Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe weiterer Formen, wie zum Beispiel die Praxis des Mitgefühls, der liebevollen Güte oder im Englischen auch loving kindness genannt.

Also wie jetzt meditieren?

Aufgrund der Vielfalt der Traditionen, Angebote und Varianten stößt man sehr häufig auf die Empfehlung, das aus den Angeboten auszusuchen, was einem „liegt“ und vielleicht aus mehreren Traditionen und Angeboten einen persönlichen Mix zusammenzustellen. Was immer es auch heisen mag: „Was einem liegt“. Das verführt zu einer Wahl, die vielleicht oder vermeintlich einen ganz einfachen Weg, Bequemlichkeit oder schnellen Erfolg suggerieren. Beobachten kann man auch das Meditations-Hopping. Ich probiere mal das und wenn es anstrengend, schwierig oder unangenehm zu werden droht, dann probiere ich etwas anderes.

Da sind dann Gedanken von Wellness, aussteigen / weglaufen aus dem Leben oder Bequemlichkeit die Wünsche dahinter. Alles das hat mit Meditation nichts zu tun.

Zu empfehlen ist, sich auf eine Tradition einzulassen – zum Beispiel auf Zen. Erfahrungen zu machen, dran zu bleiben und eine stabile eigene Meditationspraxis zu etablieren. Aus dieser stabilen, eigenen Praxis heraus kann man dann auch anderen Formen probieren und anhand seiner eigenen Kompetenz dann Unterschiede oder Ergänzungen erkennen.

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