Neuroplastizität – Meditation verändert unser Gehirn

Neuroplastizität – Meditation verändert unser Gehirn

Neuroplastizität – Meditation verändert unser Gehirn

Neuroplastizität bedeutet die Fähigkeit unseres Nervensystems und insbesondere unseres Gehirns, sich kurz-, mittel- und langfristig zu verändern, was einhergeht mit lebenslangem Lernen und der Anpassung an veränderte Lebensumstände.

„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“

Diesen Satz können und müssen wir zu den Akten legen. Er stimmt nicht. Wir können auch noch in fortgeschrittenen Alter Neues lernen. Unser Gehirn ist dazu in der Lage.

Meditation verändert das Gehirn – Neuroplastizität

Eine Reihe von Forschungsarbeiten zeigen, dass bestimmte Gehirnareale sich unter dem Einfluss von Meditation dauerhaft verändern können. Neuroplastizität ist hier das Stichwort.

Bereits 2005 veröffentlichte Sarah Lazar, Leiterin des Meditationsforschungszentrums der Harvard Universiät, eine Studie mit erfahrenen Langzeit-Meditierenden mit dem Titel: „Neuroplastizität – Meditation erhöht die Dichte des Cortex“. Der Cortex ist Teil der sogenannten „Grauen Masse“ des Großhirns, verantwortlich für solche Funktionen wie z.B. Aufmerksamkeit, Kreativität, Motivation, Spontanität und andere.

2011 veröffentlichte Sie eine weitere Studie, diesmal aber mit Meditationsanfängern, die an einem achtwöchigen Meditationsprogramm teilnahmen. Der Titel der Studie: „Die Achtsamkeitspraxis führt zu einer Erhöhung der regionalen Dichte der grauen Masse im Gehirn.“

Im folgenden Video stellt Sarah Lazar die Ergebnisse ihrer beiden Studien vor.

Studien mit Langzeit-Meditierenden und Meditationsanfängern

Bei Ihrer Studie von 2005 verglich Sarah Lazar mit ihrem Team die Gehirne von vierzig Meditierenden, welche täglich durchschnittlich 40 Min. meditierten und über durchschnittlich 9,1 Jahr Meditationserfahrung verfügten, in einem speziellen Magnet-Resonanz-Tomographen mit den Gehirnen einer Kontrollgruppe von fünfzehn Nicht-Meditierenden. Alle Meditierenden hatten zudem an mindestens einem einwöchigen Meditations-Retreat teilgenommen, an welchem sie täglich rund 10 Stunden meditierten.

In der Studie von 2011 scannte Lazar die Gehirne von 18 Meditationsanfängern jeweils zwei Wochen vor und nachdem sie an einem achtwöchigen MBSR-Programm teilgenommen hatten. Während dieses Meditations-Programms meditierten die Teilnehmenden der Studie pro Tag durchschnittlich 27 Minuten.

Meditation, so das Resultat beider Studien, geht einher mit der Verdickung verschiedenster Hirnareale welche insbesondere für folgende Funktionen zuständig sind:

  • Die Modulation / Regulation von Emotionen und emotionale Balance
  • Körper-Intuition
  • Aufmerksamkeit und Erinnerung
  • Entscheidungsfähigkeit
  • Rollenübernahme und Empathie

Interessant war u.a., dass bei den fünzig Jahre alten Langzeitmeditierenden der mittlere präfrontale Kortex noch dieselbe Größe besaß, wie bei fünfundzwanzigjährigen Nicht-Meditierenden. Das ist angesichts der generellen Abnahme der Größe des Kortex im Laufe des Älterwerdens erstaunlich und weist darauf hin, dass die natürliche Abnahme des Kortex an dieser Stelle durch Meditation aufgehalten werden kann.

Regulation von Emotionen und emotionale Balance

Die Hauptfunktionen des mittleren präfrontalen Kortex, welche sich durch Meditation zu entwickeln scheinen, haben zu tun mit der Körperwahrnehmung, emotionaler Balance und der Fähigkeit, flexibel auf Dinge zu reagieren, also mehrere Handlungsoptionen zu haben, anstatt nur im Autopilot eingefahrenen Handlungsabläufen zu folgen.

Emotionale Balance hat mit der Fähigkeit zu tun, unser emotionales Gehirn auszubalancieren. Sie sorgt dafür, dass dieses uns nicht mit Emotionen überschwemmt, so dass wir in ein emotionales Chaos abgleiten und dass die Emotionen uns mit der Umwelt und anderen Menschen auf eine angenehme, bedeutungsvolle Art und Weise verbinden.

Der mittlere präfrontale Kortex spielt hierbei eine Schlüsselrolle, da er uns hilft, unsere Emotionen zu modulieren und zu regulieren. Insbesondere bei der Regulation von Ängsten spielt diese Gehirnregion eine wichtige Rolle.

Studien mit fortgeschrittenen Meditierenden zeigen überdies, dass Meditation die Amygdala (Sitz unseres Angst bzw. Gefahrenzentrums) herunterreguliert, welche bei Angsterlebnissen stark aktiviert ist. Die Amygdala ist insbesondere zuständig für die Kampf- und Fluchtreaktion und für emotionale Zustände hoher Intensität. Auch Lazar hat in ihren Studien eine Verkleinerung der Amygdala bei Meditierenden festgestellt.

Unser Alltagsstress – und insbesondere chronischer Stress – ist direkt verbunden mit einer Überstimulation der Amygdala – also einer Überstimulation der Angstreaktion. Lazar stellte fest, dass je grösser die subjektiv empfundene Stress-Reduktion der Meditierenden ist, desto kleiner ist ihre Amygdala.

Mit anderen Worten: Indem wir durch Meditation achtsamer werden, steigt unsere Fähigkeit, mit Stress, Ängsten, beunruhigenden Dingen und Befürchtungen umzugehen, welche unser Leben auf subtile oder zuweilen sehr markante Art und Weise beeinflussen können.

Körper-Intuition

Ein anderer wichtiger Aspekt, der mit dem mittleren präfrontalen Kortex verbunden ist, ist die Körper-Intuition. Der mittlere präfrontale Kortex erhält Input von den inneren Organen, wie etwa vom Herzen, den Lungen und den Verdauungsorganen und dem Darm.

Eine Stärkung der Signale aus unserem Körperinneren durch meditatives Gewahrsein verbindet uns tiefer mit der Weisheit unseres Körpers, indem nun die Körpersignale unsere rationale Überlegungen und unser Verhalten mehr mitbestimmen können. Die Qualität der Verbindung mit den Signalen unseres Körpers vertieft unser intuitives Verstehen und unsere Weisheit, indem unsere Entscheidungen und Überlegungen nicht nur und ausschließlich von unserem Verstand und logischem Denken getroffen werden.

Indem wir durch Meditation lernen können, achtsam auf unsere Körpersignale zu hören, stehen uns unmittelbarere Signale und Informationen über uns, andere und unsere Umwelt zur Verfügung.

Stärkung des SELBST

Die Bereiche des mittleren präfrontalen Kortex scheinen wichtig zu sein für unsere Fähigkeit uns unserer Selbst bewusst zu sein. Mit der zunehmenden Bewusstheit, die mit regelmäßiger Meditationspraxis einhergeht, entsteht zunehmend eine Erfahrung von Gegenwärtigkeit.

Es entsteht die Fähigkeit, Dinge, die in uns und um uns vorgehen, aus seiner neutralen Beobachterperspektive wahrzunehmen, zu beobachten. Und während Meditierende diesen „inneren Beobachter” durch die Meditation kultivieren, zeigen Brainscans, dass Bereiche des mittleren präfrontalen Kortex mehr und mehr aktiv werden.

Sarah Lazar schreibt dazu: “Diese Bereiche des mittleren präfrontalen Kortex sind diejenigen Gehirnbereiche, welche uns am meisten zu Menschen machen… Was wir bei der Meditationspraxis generell tun, ist, dass wir den ,CEO des Gehirns‘ aktivieren.

Wir erwecken, so könnte man sagen, diejenigen Teile unseres Gehirns, welche uns dazu verhelfen, unser höchstes Potential zu entfalten und zu erhalten.”

Quelle: zen-ingegral.com

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