Bewusstsein – Was bleibt Dir verborgen?

Bewusstsein - Ein Kopf, Gesicht mit Gehirn, verbunden mit der Außenwelt, allem, dem Universum.

Bewusstsein in der Psychologie wird oft als ein Zustand verstanden. Oder als die Qualität des Bewusstseins über ein Objekt im Außen oder etwas in sich selbst verstanden. Es umfasst die Fähigkeit eines Individuums, sich seiner selbst und seiner Umgebung bewusst zu sein.

Bereits hier wird klar: So ganz einfach ist das nicht. Wir brauchen Bewusstsein, um uns über Bewusstsein und was es ist und bedeutet Klarheit zu verschaffen. Oder es zumindest zu versuchen. Jeder Versuch, Bewusstsein zu fassen, hängt von einem bewussten Erleben ab. Eine kurze Geschichte verdeutlicht dies.

Der Fisch auf der Suche nach Wasser

Im großen Ozean lebte ein kleiner Fisch namens Tijo. Er hatte seinen Großvater kurz vor dessen Tod sagen hören, dass man das „WASSER“ finden müsse. Dieser letzte Wunsch war ihm in Erinnerung geblieben, und eines Tages beschloss er, sich auf die Suche nach dem „WASSER“ zu machen.

Er begann, den alten Fischen um ihn herum Fragen zu stellen: „Wisst ihr, was das WASSER ist?“ „Wovon sprichst du, Tijo? Du redest Unsinn!“, antworteten sie ihm. Er setzte seine Suche monatelang fort, doch kein Fisch wusste, wovon er sprach.

Eines Tages geriet Tijo in einen großen Sturm und eine Welle warf ihn aus der Tiefe in die Luft. Während er zurückfiel, sah Tijo im Funken eines Augenblicks die Wellen und den Ozean. Und kurz bevor er wieder hineinfiel, rief er aus: „Jetzt weiß ich, was Wasser ist!“, und „platsch!“ war er wieder im Wasser … Aber das war nicht mehr das Gleiche wie zuvor.

Bewusstsein beinhaltet verschiedene Ebenen und Zustände, von voller Aufmerksamkeit und Wachheit bis hin zu Unterbewusstsein und Unbewusstsein. Es bezieht sich auf die Erfahrungen, Gedanken, Gefühle und Wahrnehmungen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt im Geist eines Individuums präsent sind. Der allergrößte Teil davon ist uns nicht bewusst, unbewusst.

Trotz seiner zentralen Bedeutung in der Psychologie bleibt Bewusstsein eines der komplexesten und am wenigsten verstandenen Phänomene.

Wie verwenden wir den Begriff  „Bewusstsein“ in der alltäglichen Sprache?

In der Alltagssprache wird der Begriff „Bewusstsein“ oft verwendet, um einen Zustand des Wachseins, der Aufmerksamkeit, der Selbstwahrnehmung oder der Erkenntnis zu beschreiben. Es bezieht sich darauf, sich seiner selbst, seiner Gedanken, Gefühle, Erinnerungen und der Umgebung bewusst zu sein. Bewusstsein umfasst das, was wir in jedem Moment erfahren, und ermöglicht es uns, Informationen zu verarbeiten, Entscheidungen zu treffen und in unserer Umwelt zu interagieren. Mal mit mehr, mal weniger bewusst.

Einige Synonyme oder eng verwandte Begriffe für Bewusstsein in der alltäglichen Sprache umfassen:

  • Wachheit: Oft verwendet, um den grundlegenden Zustand des Nicht-Schlafens zu beschreiben, in dem jemand reaktionsfähig und fähig zur Wahrnehmung seiner Umgebung ist.
  • Selbstbewusstsein: Ein spezifischer Aspekt des Bewusstseins, der die Fähigkeit beschreibt, sich seiner selbst, seiner Gedanken und Gefühle bewusst zu sein.
  • Aufmerksamkeit: Bezieht sich auf den Fokus oder die Konzentration auf bestimmte Aspekte der Umgebung oder der eigenen Gedanken und Empfindungen.
  • Erkenntnis: Wird manchmal als Synonym für Bewusstsein verwendet, insbesondere im Kontext von Verständnis, Wissen oder Einsicht in bestimmte Situationen oder Konzepte.
  • Geistesgegenwart: Beschreibt einen Zustand der Aufmerksamkeit und des klaren Bewusstseins seiner selbst und der Umgebung. Oft in Bezug auf schnelles und effektives Reagieren in schwierigen Situationen.

Diese Begriffe erfassen verschiedene Aspekte dessen, was wir unter Bewusstsein verstehen.  Und unterstreichen, wie zentral dieses Konzept für unsere Erfahrung und der Interaktion mit der Welt ist. In der alltäglichen Sprache wird Bewusstsein also nicht nur im Sinne von Wachheit oder Selbstwahrnehmung verwendet, sondern auch, um unsere Fähigkeit zu beschreiben, auf unsere Umgebung zu reagieren und komplexe geistige Vorgänge durchzuführen.

Welches Verständnis hat ZEN zum Bewusstsein?

Der Buddhismus, einschließlich des Zen, bietet eine einzigartige Perspektive auf das Bewusstsein, die sich von vielen westlichen philosophischen und wissenschaftlichen Ansätzen unterscheidet. Im Zentrum steht die Idee, dass das Bewusstsein nicht fest oder unveränderlich ist, sondern vielmehr einen fließenden und veränderlichen Prozess darstellt. Diese Sichtweise ist tief in den Konzepten von Nicht-Selbst (Anatta) und Vergänglichkeit (Anicca) verwurzelt.

Anatta (Nicht-Selbst)

Im Buddhismus wird das Konzept des Nicht-Selbst betont, welches besagt, dass es kein unveränderliches, dauerhaftes Selbst gibt, das hinter den Erfahrungen oder dem Bewusstsein steht. Stattdessen wird das, was wir als „Selbst“ wahrnehmen, als eine Sammlung von sich ständig verändernden Phänomenen und Bewusstseinszuständen verstanden. Diese Perspektive fordert die Vorstellung heraus, dass das Bewusstsein eine feste und unveränderliche Entität ist.

Anicca (Vergänglichkeit)

Eng verbunden mit dem Konzept des Nicht-Selbst ist die Lehre der Vergänglichkeit, die besagt, dass alle Dinge, einschließlich unserer Gedanken, Gefühle und Wahrnehmungen, vergänglich und im ständigen Wandel begriffen sind. Diese Sichtweise betont die fließende und prozesshafte Natur des Bewusstseins, das sich kontinuierlich verändert und entwickelt.

Zen legt einen besonderen Schwerpunkt auf Meditation und direkte Erfahrung als Mittel zur Erkenntnis und zum Verständnis des Bewusstseins. Die Zen-Praxis zielt darauf ab, über konzeptuelles, verstandesbasiertes Denken hinauszugehen und ein direktes Verständnis der Realität, aus der eigenen Erfahrung heraus, zu erlangen. Jenseits dualistischer Unterscheidungen wie Subjekt und Objekt, Selbst und Andere, gut und schlecht, richtig und falsch.

Zen-Meditation (Zazen) ist eine Praxis, die darauf abzielt, den Geist zu beruhigen und eine tiefere Einsicht in die Natur des Bewusstseins und der Realität zu erlangen. Durch diese Praxis sollen Praktizierende das beschränkende Anhaften an das Selbst und andere Konzepte loslassen und auflösen. Es soll eine direkte Erfahrung von Leerheit (Shunyata) erreichen, einem Zustand, in dem erkannt wird, dass alle Dinge frei von eigener, unabhängiger Existenz sind.

Bewusstsein im Zen – klar und leuchtend

Im Zen wird das Bewusstsein oft als klar und leuchtend beschrieben, frei von den Trübungen des Anhaftens und dieser dualistischen Wahrnehmung. Die Zen-Praxis kann zu einem Zustand führen, in dem das Bewusstsein nicht durch begriffliches Denken oder emotionale Turbulenzen getrübt wird. Stattdessen wird ein Zustand der „ursprünglichen Natur“ angestrebt, der als grundlegend rein angesehen wird, frei von den üblichen Verzerrungen des menschlichen Bewusstseins.

Zusammenfassend betrachtet Zen das Bewusstsein als einen dynamischen, veränderlichen Prozess, der durch Praktiken wie Meditation erforscht und verstanden werden kann. Diese Sichtweise betont die Möglichkeit der Transformation des Bewusstseins und die Erreichung eines tieferen Verständnisses der Realität durch direkte Erfahrung.

Aus dem „Wasser herausgehoben“ – Ein kurzer Moment reicht

Wie der Fisch, der im Wasser lebt, aber nicht versteht, was Wasser ist, leben wir in einem Zustand des Bewusstseins, sind aber oft unfähig, seine Natur direkt zu erkennen oder zu beschreiben. Das Bewusstsein ist so grundlegend für unsere Erfahrung, dass wir selten einen Schritt zurücktreten und es als solches wahrnehmen, ähnlich wie der Fisch, der das Konzept von Wasser nicht begreifen kann, bis er die Erfahrung des Nicht-Wassers hat.

Die Geschichte legt nahe, dass ein tiefes Verständnis des Bewusstseins möglicherweise einen Rahmenwechsel erfordert – einen Moment der Desorientierung oder des Herausgehobenseins aus dem gewöhnlichen Zustand, der uns erlaubt, das zu sehen, was vorher unsichtbar war. Das bedeutet, Momente der Stille, Meditation zu suchen, die uns aus dem gewöhnlichen Fluss der Erfahrung heben und uns erlauben, das fundamentale „Medium“ unserer Existenz direkt zu betrachten.

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