Veränderung betrifft mich nicht. Veränderung ist irgendwo anders. – Manchmal hat man sich im Leben so eingerichtet, dass sich das Leben unveränderlich, sicher und solide anfühlt. Und Veränderung etwas wäre, das irgendwo anders passiert, anderen Menschen.
Und dann kommt – unvorbereitet, plötzlich – ein Paukenschlag und alles ist anders. Oder die Situation um einen verändert sich ganz leise, langsam, schleichend und fast unmerkbar. Aber eines Tages stellen wir fest, dass unser Leben, so wie wir es eingerichtet haben, nicht mehr passt.
Nichts bleibt, wie es ist, wie es über die Tage, die Monate, die Jahre gewesen ist. Auch nicht wir selbst. Das Kind macht immer mehr eigene Erfahrungen, weicht dem Heranwachsenden. Der Erwachsene reift, wächst und spätestens als alter Mensch sind wir mit dem Vergehen konfrontiert. Wir selbst sind Teil der Veränderung.
Vergänglichkeit, Angst und Schrecken
Veränderung bringt uns von Angesicht zu Angesicht mit Vergänglichkeit. Dieses Bewusstsein kann leicht Angst, Schrecken oder Wut hervorrufen.
Wie können wir für unsere Zukunft planen, wenn wir nicht wissen, was oder wie sie sein wird? Was wir sein werden? Oder, noch schlimmer, ob wir überhaupt noch sein werden in der Zukunft? Die meisten von uns reagieren auf diese Bodenlosigkeit, Haltlosigkeit, indem sie versuchen, die Dinge daran zu hindern, sich zu verändern. Mit viel Kraft halten sie dann an dem fest, was sich nicht verändern soll. Aber wie weit kommen wir damit wirklich?
Selbst eine Veränderung zum Besseren kann sich unangenehm anfühlen. Du bekommst einen neuen Job, mit mehr Geld und Verantwortung. Und schon beginnt die Sorge zu blühen. Was ist, wenn die Dinge nicht funktionieren? Was ist, wenn sie merken, dass ich nicht genug Ahnung habe? Was ist, wenn ich dem Job nicht gewachsen bin? – Veränderung und Zweifel gehen Hand in Hand.
Veränderung geschieht zu jeder Zeit
Und die Wahrheit ist, dass wir nicht viel darüber wissen, was „sein wird“. Alles, was wir wirklich wissen können, ist, was gerade jetzt ist. Das ist alles, was wir haben.
Ende und Anfang begleiten uns ständig. Beides geschieht immer wieder. Ganz egal ob wir es bemerken oder nicht. Wollen oder nicht. Zulassen oder nicht. Während Du dies liest, sterben deine Hautzellen ab und regenerieren sich. Die Luft, die du atmest, ist bei jeder Einatmung anders. Sogar der Farbstoff der frühlingsgrünen Tischdecke vor mir verblasst. Veränderung ist das Einzige, was immergrün bleibt, was den Fluss des Lebens ausmacht.
Wir sind Geschöpfe der Evolution, der Entwicklung. Wir sind hier, weil wir in der Lage sind, uns an veränderte Bedingungen anzupassen. Ironischerweise entwickeln wir uns durch neue Erfahrungen, aber oft erschaudern wir, wenn sie auf uns zukommen und vor uns stehen.
Die Wellen der Veränderung reiten – nicht anhalten wollen
Anstatt nach einem schwer fassbaren festen Boden zu suchen, können wir neugierig werden auf das, was hier und jetzt ist. Was ist das hier vor mir? Was merke ich an der Form, dem Klang, der Farbe, der Textur und dem Geruch? – Erlaube dir, die „Rohdaten“, die durch deine Sinne kommen, aufzunehmen. Wenn du nah bei dem bleibst, was du erlebst und erfährst, dann kannst du nicht anders als die Wellen der Veränderung zu reiten.
Anstatt zu versuchen um die Ecke zu blicken, in der Hoffnung zu sehen, was auf uns zukommt, sollten wir einen intimen Blick auf das werfen, was gerade passiert. Erkenne dabei deine Vorlieben und Einstellungen. Aber lerne, sie leicht zu halten, in dem Wissen, dass selbst das, was du heute denkst und was du heute willst sich ändern kann.
Eine Neugier, ja einen Appetit auf das Unbekannte zu entwickeln, mag sich zunächst wie ein rücksichtsloses Tun anfühlen. Aber mit Veränderung zu sein, ist nicht zufällig. Es ist eine bewusste Praxis, die Mut erfordert. Sie lädt uns ein, aufzustehen und unser Leben mit Kraft zu erforschen, in dem Wissen, dass wir diesen Moment nie wieder erleben werden.
So kitschig es auch klingt, alles ist erst einmal nur jetzt. Es ist alles vergänglich. Wenn wir dies erkennen, können wir unsere Augen für das, was vor uns liegt, öffnen und für das, was kommt und geht, präsent sein. Du musst nicht wollen, was auf dich zukommt. Aber du kannst immer lächeln, wenn du weißt, dass – was auch immer es ist – es auch vorübergehen wird.
Quelle: Mindful.org und eigene Ergänzungen