Mut, selbstbewusst, gelassen, voll Vertrauen in uns selbst und in das Leben. Wäre es nicht wunderbar, wenn wir uns selbst so beschreiben könnten? Einfach, weil es unsere tiefe, unumstößliche, innere Wahrheit ist, die wir täglich aufs Neue erfahren?
Statt Mut immer neues »Sorgenfutter«
Doch von dieser Wahrheit sind wir, wenn wir ehrlich sind, immer wieder weit entfernt. Wir sehnen uns danach, stets mutig, zupackend und voller Vertrauen zu sein und zeigen uns anderen gern so, weil es einen guten Eindruck macht und die Welt mutige, tatkräftige Menschen braucht. Doch tatsächlich können wir das Leben in seiner Fülle häufig nicht erfahren, weil wir nahezu ständig etwas befürchten und unser Verstand stakkato neues »Sorgenfutter« liefert.
Ängste bestimmen unser Leben
Wir haben Angst, falsche Entscheidungen zu treffen, die uns in Sackgassen führen, aus denen wir glauben, nicht mehr herauszukommen. Wir haben Angst, am falschen Ort zu leben, mit der falschen Partnerin oder dem falschen Partner, nicht die Arbeit zu machen, die uns erfüllt. Angst, unseren Job zu verlieren, unsere Kinder falsch zu erziehen, sie zu verlieren, später nicht genug Rente zu bekommen, krank zu werden, einen Unfall zu bauen. Wir haben Angst vor einem Terroranschlag, Angst, dass die Welt noch mehr als bisher aus den Fugen gerät, Angst, fremdbestimmt zu leben, keinen Sinn zu erfahren, das Glück nicht zu finden, unser Leben zu verpassen.
Und tatsächlich scheint sich das Leben zu verschließen, wenn wir innerlich verkrampfen. Das ist tatsächlich so, denn Leben ist Bewegung, und Angst macht starr.
Mit ZEN Angst in Mut verwandeln
Angst in Mut zu verwandeln, gelingt mit ZEN. ZEN ist ein Jahrtausende alter Weg, den Verstand, der ständig neue Befürchtungen ausspuckt, zum Schweigen zu bringen damit das Herz sprechen kann.
In Wirklichkeit gibt es keine Angst, sagen die alten ZEN-Meister. Doch wie kann das sein, wo die Angst doch offensichtlich in jeder Zelle sitzt, die Muskeln verspannt, die Gedanken und die Stimmung verdüstert?
Erdung und Kraft – Nährboden für Mut und Vertrauen
Die Welt wird nur dann dunkel, wenn das innere Licht des Vertrauens fehlt. Angst kann nur da sein, wo keine Liebe ist. Durch die Übung des Zazen (der Sitz-Meditation) – aufrecht, entspannt, still und würdevoll sitzen und den Atem kommen und gehen lassen – entsteht mit der Zeit ganz von allein ein Gefühl von Erdung und Kraft. Das ist der Nährboden für Mut und Vertrauen.
Ängste fallen ab
Wenn der Atem entspannt und mühelos in den Unterbauch fließt und sich dort in Energie und Kraft verwandelt, fallen nach einer Zeit beharrlichen Trainings Ängste ab wie eine alte Haut.
In dem Maß, in dem Furcht sich auflöst, wird es innen heller, die dunklen Gedanken sind noch da, haben aber kaum noch Energie, sondern sie ziehen vorbei wie Wolken. Und versperren nicht mehr den Blick auf den strahlenden blauen Himmel, der von der Herzsonne erleuchtet wird.
Gitterstäbe niederreißen durch Anhalten und still werden
Die innere Sonne, die Kopf und Herz weit und frei macht und uns erfahren lässt, dass unsere wahre Natur Licht und Liebe ist. Das klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Doch tatsächlich ist es eine großartige Erfahrung, durch Meditation die eigene Kraftmitte im Körper zu spüren und Beherztheit, Mut und Freude zu entdecken, die Früchte von Erdung und Zentrierung.
Dafür braucht es keine besondere Begabung, nur die Sehnsucht, die Gitterstäbe des selbst gezimmerten Angstgefängnisses niederzureißen durch Anhalten und still werden.
Quelle: „Das Leben ist ein Geschenk – Weisheit und Wille als Weg“ – Hinnerk Polenski