Meine erste Zen Erfahrung

ZEN Erfahrung

ZEN Erfahrung

Über Umwege zu ZEN

Sehr lange habe ich überlegt. Intensiv überlegt bereits seit fast einem Jahr. Auf der Suche nach innerer Ruhe und Ausgeglichenheit bekam ich von einem Freund den Ratschlag es mal mit Meditation zu versuchen. Er selbst praktiziert seit Jahren den tibetischen Buddhismus. Leider konnte ich nichts mit den Meditationsanleitungen aus dem Internet anfangen, sodass es mir sehr schwer gefallen ist überhaupt einen Einstieg zu finden.

Immer wenn ich es probierte, rissen mich meine Gedanken aus dem Konzept – ich dachte. ich dürfte überhaupt nicht denken – ich wusste nicht damit umzugehen und gab dementsprechend sehr schnell wieder auf. Auch überforderte mich der ganze Schnick Schnack im tibetischen Buddhismus – ich dachte, dass ich ohne Dinge wie Mala, Buddhafiguren oder andere Dinge sowieso nicht praktizieren könne und deswegen jede Mühe vergeblich sei. Trotzdem versuchte es ein letztes Mal. Zwar habe ich es geschafft, länger als 5 Minuten still zu sitzen, jedoch kam ich immer wieder aus dem Konzept. Ich lies es also endgültig bleiben.

Ich dachte, dass das ganze nichts für mich ist – das ich nicht afin genug bin, um mich einer Lebensphilosophie hinzugeben die ich nicht durchschauen konnte. Ich habe viel über den tibetischen Buddhismus gelesen – jedoch verstanden habe ich nichts.

Was unter anderem auch der Masse geschuldet ist, die es an Lesematerial zu bewältigen gibt. Ich suchte nach innerer Ruhe und wollte mich nicht an zähe Lektüren binden.

Ich fragte meinen buddhistischen Freund, ob es nicht auch andere Wege geben würde Meditation bzw. den Buddhismus zu praktizieren. Immerhin spürte ich, dass es nicht 100% verkehrt für mich war.

„Die sitzen aber nur rum und machen nichts außer meditieren“

Er zählte mir die Strömungen auf und erwähnte als letztes “Zen”. “Die sitzen aber nur rum und machen nichts außer meditieren”, sagte er.

Die meditieren also nur. Genau das hatte ich gesucht. Genau diese Erfahrung hatte ich gesucht. Ich suchte einen Weg der Praxis ohne Schnick Schnack – mit Konzentration auf das Wesentliche. All das schien Zen zu bieten. Obwohl Zen eigentlich “nichts” bietet. Und dieses “nichts” wollte ich erreichen.

Ich versuchte mich über diese Strömung genauer zu informieren, jedoch stellte sich schnell heraus, dass Zen so komplex und abstrakt ist, das man es kaum vermag in Worte zu fassen. Auch hier habe ich mich wieder zu schnell entmutigen lassen. Jedoch wuchs das Bedürfnis Meditation zu praktizieren überproportional zu meinen massiven Schlafstörungen, die ich damals hatte. Ich musste dringend etwas an mir ändern.

Auch meine sozialen Kompetenzen ließen immer mehr zu wünschen übrig, mir fehlte es an Halt. Innerlich ähnelte ich einer Achterbahn, ich machte mir immer mehr Gedanken über sinnlose Dinge, die mich i.d.R noch nicht einmal selbst betrafen. Das ging mittlerweile so weit, dass ich ohne Schlafmittel nicht mehr einschlafen konnte.

Auch meine Arbeitsleistung und Studienmotivation wurde immer schlechter, weil die Schlafmittel mir zwar halfen einzuschlafen – jedoch brachte der Schlaf nicht die übliche Erholung.

Ich beschäftigte mich dann eine Zeit lang mit mir selbst und bin zu dem Entschluss gekommen, dass mir innerlich etwas fehlt bzw. dass der Grund für diese Probleme in meinem Unvermögen liegen muss, auf mein Innerstes zu hören. Ich kenne mich schlichtweg nicht. Ich bin nicht fähig, meine Gedanken adäquat zu bewerten. Das führt dann auch zu diesen endlosen Gedankenketten, die mir permanent durch den Kopf rasen. Ich erinnerte mich daran, dass der Buddhismus ein Ausweg sein könnte – lehnte es aber diesmal ab, mich in die buddhistischen Schriften zu stürzen sondern zog es vor, direkt mit der Praxis zu beginnen. Aber nicht autodidaktisch – sondern mit jemandem zusammen, der Erfahrung damit hat.

Ankommen – die erste Erfahrung

Glücklicherweise gibt es in meiner Stadt zwei Zendos (Ort, wo Zen Meditation praktiziert wird) zwischen denen ich wählen konnte. Nach kurzem abwägen, welches mir wohl eher zusagen könnte, vereinbarte ich einen Termin mit dem Leiter einer Zendo, einem ordinierten Zen-Mönch.

Ohne große Erwartungen kam ich zum vereinbarten Einführungstermin. Es war nichts Spektakuläres – ich lernte schneller als gedacht eine Sitzhaltung und wurde danach in den Ablauf einer Zazen-Runde (Zazen: Sitzmeditation) aufgeklärt. Kurz darauf kamen die anderen Teilnehmer, die schon bedeutend länger dabei sind und schon die eine oder andere Erfahrung in einem Sesshin gemacht haben (wie ich so mitbekommen habe).

Ich überlegte mir kurz, von dem Angebot nach der Einführung direkt wieder zu gehen Gebrauch zu machen. Denn 25 Minuten STILL sitzen hab ich mir dann doch nicht zugetraut. Aber ich verwarf den Gedanken schnell wieder, denn ich hatte ja nichts zu verlieren.

Der Gong erklang, ich nahm auf meinem Sitzkissen platz und starrte den Boden vor mir an. Ich dachte mir, wie soll ich das die ersten 25 Minuten überleben? Mein linker Fuß ist bereits eingeschlafen. Kurz darauf verspannte sich schon mein Rücken und meine Schultern taten weh. Ich habe überlegt einfach aufzustehen und zu gehen. Doch dann erinnerte ich mich daran, was mir bei der Einführung gesagt wurde. Ich konzentrierte mich auf mich selbst. Auf mein Innerstes zu konzentrieren war ja der Grund wieso ich diesen Termin überhaupt wahrgenommen habe.

Mir gelang es die “Schmerzen” zu ignorieren, ich merkte. wie ich sich eine Ruhe in mir ausbreitete. Ich hatte es also geschafft.

Der Gong ertönte und wir standen auf um Kinhin (Gehmeditation) zu üben. Der Lehrer korrigierte schnell meine Haltung und dann ging ich los.

Erst da fiel mir auf, wie außerordentlich ruhig meine Atmung geworden war. Ich ging also ca 10 min in der meditativen Haltung, bis der Gong erneut ertönte und die nächste Zazen-Periode begann.

Wieder 25 min Sitzen.

Aber auch hier hatte ich keine weiteren Probleme, zwar schmerzten meine oben beschriebenen Stellen, aber auch das vermochte es später nicht mehr, meine Konzentration zu stören. Ich saß auf meinem Kissen – komplett in mich gekehrt.

Dann war Ende. Ich räumte die Meditationskissen, die ich geliehen bekommen hatte ordnungsgemäß weg, trat mit einer Verbeugung aus dem Übungsraum und zog mich um.

Als ich dann später noch etwas Small-Talk mit dem Lehrer geführt habe, ist mir aufgefallen wir außerordentlich ruhig ich gesprochen habe. Und auch noch jetzt fühle ich mich noch sehr ruhig und entspannt. Ich bin einfach nur begeistert – ich trauere der Zeit nicht nach, die ich verpasst habe mit Zen anfangen zu können. Vielleicht musste dieser ausgiebige Reifeprozess meiner Überlegung einfach sein.

Fakt ist, ich werde diese Zendo ab jetzt regelmäßig besuchen.

Nachwort

Leider konnte ich mein Vorhaben nicht umsetzen.

Ich habe diese Zendo zunächst kein zweites Mal aufgesucht. Obwohl ich gespürt habe, dass mir das meditieren gut tat, war meine Antriebslosigkeit, die sich später als Teil einer Depression herausstellte, stärker als mein Wille.

Erst jetzt im Verlauf meiner Genesung, jetzt wo ich wieder klar denken kann, war ich in der Lage, vergangene Lebenssituationen zu analysieren. Ich stellte oft fest, wie „ferngesteuert“ ich vorher war. Das schmerz sehr. Wenn ich heute darüber nachdenke frage ich mich, „wie konnte ich diese offensichtlichen und starken Anzeichen nicht bemerken?!“ Jedoch erkannte ich auch, dass ich damals, als ich in der Zendo auf diesem Kissen saß, das Richtige getan habe. Seitdem übe ich regelmäßig Zazen – ich besuche auch wieder die Zendo, dessen Leiter mich gut begleitet.

Ich merke, dass mir Zazen gut tut – nicht nur die Meditation. Sondern auch das, was mir Zen mit auf den Weg im Alltag gibt. Erfahrung

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