Selbstoptimierung – das ist nicht Zen

Selbstoptimierung - Das ist nicht Zen
Zen ist nicht Selbstoptimierung – Es ist ein Entwicklungsweg

Selbstoptimierung hat Konjunktur. Wer hat nicht schon mal die Schrittzähler-App ausprobiert? Oder das Fitnessarmbad, welches jede Bewegung protokolliert, analysiert und dir erzählt, ob du gut geschlafen hast und wie aufgeregt du gerade bist? Ernährung ist ein weiteres Feld für Selbstoptimierung: vegan, oder doch „nur“ vegetarisch? Superfruits müssten es schon sein, oder?

Höher, schneller, weiter, besser … das Ich optimieren. Und da sind wir dann jetzt schon bei Selbstoptimierung 2.0 angekommen. Also nicht nur sportlich, gesund, leistungsfähig. Auch entspannt und glücklich. Dabei vergleichen wir uns ständig. Streben eine Veränderung in Richtung eine Norm oder eines Ideals an. Und wenn wir uns selbst „tunen“, verlieren wir uns dann nicht selbst? Sind das noch unsere eigenen Wünsche und Bedürfnisse? Oder unterwerfen wir uns dem Diktat anderer?

Selbstoptimierung 2.0 und Zen

Gerade in der zweiten Welle der Selbstoptimierung in Richtung Well-Being, glücklich sein, sich gut fühlen, ist auch Zen davor nicht gefeit, als Selbstoptimierungs-Tool herzuhalten. Liegt doch auf der Hand: Ich meditiere mit dem Ziel konzentrierter zu sein, meine Aufmerksamkeit besser halten zu können, resistenter gegen Stress und Belastungen zu sein, damit ich noch mehr leisten kann. Ist das Zen? Haben wir nicht alle schon einmal mit dieser Versuchung gespielt? – Interessante Frage, oder?

Hinnerk Polenski, Zen Meister, hat dieses Thema aufgegriffen und seine Perspektive darauf ist sehr klar:

Zen ist nicht Selbstoptimierung

Zen ist nicht Selbstoptimierung. Da gibt es die alten spirituellen Wege wie Zen, Yoga und andere. Und neuere, das Säkulare betonende wie Mindfulness oder Achtsamkeit. Und in der Gesellschaft entstehen unglaublich viele Aspekte, die suggerieren, dass ich so vieles an mir noch verbessern sollte, ich noch mehr rausholen kann.

Zen ist ein Selbstentwicklungsweg

Da gilt es innezuhalten und zu erkennen: Zen ist keine Selbstoptimierung. Zen ist kein Selbstoptimierungsweg, sondern Zen ist ein Selbstentwicklungsweg. Worin besteht der Unterschied?

Selbstoptimierung ist Zwang, der uns in einen Vergleich mit dem Außen zwingt. Es ist ein Vergleich nach außen und damit Verstrickung. Bin ich so gut wie die oder der? Wie kann ich so werden? Was muss ich tun, damit mein Selfie auch so viele Klicks und Likes erhält?

Das führt in den Zwang etwas verändern zu müssen. Auch die Richtung ist klar vorgegeben, von anderen. Veränderungen sollen herbeigeführt werden, Veränderungen im Verhältnis zu …

Im Gegensatz zur Selbstoptimierung, dem Vergleich nach außen, ist Zen Selbstentwicklung und bedeutet eine Öffnung und die Erfahrung im Innen, wie im Außen. Verbunden mit dem Einlassen auf Raum und Zeit. Das ist alles.

Wir selbst sind, so wie wir geboren werden, ein Geschenk. Und es geht nur darum, mit ruhiger Hand, mit großer Freude wie an Weihnachten oder Ostern, dieses Geschenk Stück für Stück auszupacken und zu entdecken, was in diesem Päckchen drinnen ist.

Selbstoptimierung ist Zwang, ist eine Arbeit im Außen

Selbstoptimierung ist eine Arbeit im Außen. Selbstentwicklung ist ein Weg im Inneren. Es ist die Verwirklichung meines Selbst in der Welt. Um es einmal sehr hart, konfrontativ gegenüber zu stellen, ist das eine ein Zwang und eine Vermehren von Verstrickung, das andere das Gegenteil davon, nämlich Befreiung.

Es geht bei Selbstoptimierung um „Marktwert“ (Aussehen, Gehalt, Likes, …). Sei es im Beruf, aber auch in der Beziehung. In der Ebene Selbstentwicklung, Befreiung geht es um Selbstwert.

„Nur wer leistet wird geliebt“ ist da zum Beispiel ein sehr extremes Beispiel aus der Ebene der Selbstoptimierung.

Selbstwert – es gibt nichts zu erreichen

Auf der Ebene von Selbstwert, ist es die Liebe, das Leben selber. Liebe ist das, was uns Menschen adelt. Natürlich gibt es Hindernisse. Es gibt Hindernisse in der Form, dass wir so nicht sein können, wie wir sind.

Da kann ich dann etwas öffnen. Das ist der Sinn von Meditation. Das ist dann der Sinn eines Trainingsweges. Aber das ist auch der Grund, warum alte Wege immer wieder behaupten, es gibt nichts zu erreichen, weil wir es schon sind.

Weil es nur darum geht, es zu sein. Die Suche nach „Wer bin ich?“ jenseits von funktionieren, von Selbstoptimierung, von äußeren Zwängen, das ist Zen, Zen-Meditation. Oder allgemein sollte dies der Sinn von jeglicher Meditation sein.

Zen-Meditation, der Weg zur Freiheit.

Ob es eine Freiheit unserer Weisheit ist. Ob es eine Freiheit unseres Herzens ist. Ob es eine Freiheit unserer Verbundenheit mit der Erde ist. Oder ob es die Freiheit reinen Seins ist.

Es ist ein Forschungs- und Erfahrungsweg mit den Fragen: Gibt es etwas Unbedingtes? Was ist unbedingte Freiheit? Wer bin ich? Das ist die Essenz: Wer bin ich, in diesem Moment? – Nicht gestern und nicht Morgen.

Und deshalb ist Meditation Stille. Und Stille ist Öffnung. Und Öffnung ist Erfahrung von etwas, was tief in uns auf uns wartet. Etwas, das mehr ist, als ein eingeengtes Ich-Sein, Müssen-Sein, funktionierendes Sein.

Aber was ist das? – Meditation ist der Weg zuerst zu mir selbst.

Was ist wirklich Wirklichkeit?

Darüber hinaus, was ist Sein?

Darüber hinaus, unabhängig von Geburt und Tod?

Zen ist ein schöner Weg

Es ist ein Weg. Es ist ein Weg in die Freiheit, unabhängig von Meistern, Verstrickung, Büchern, Regeln. Ihr sitzt auf der Meditationsmatte und beginnt diesen großartigen Weg.

Diese Gedanken im Original finden sich im Video von Hinnerk Polenski:

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