Meditationsroutine im Sommer beibehalten? Ist das nicht sehr schwer? Bei Sommer, Sonne, den vielen Aktivitäten draußen, Geselligkeit mit anderen, kleinere oder größere Feste (immer mit Abstand natürlich …) sind wir voller Beschäftigung. Da bleibt die – vielleicht über Wochen und Monate eingeübte – Meditationsroutine im Sommer gerne mal auf der Strecke.
Meditationsroutine im Sommer beibehalten … oder variieren
Mit Freunden zum Abend-Aperitif verabreden oder auf dem Meditationskissen sitzen? Zum Baden gehen, den Sonnenuntergang beobachten, ein Eis essen … oder meditieren? Die Urlaubszeit verbringen. Die Alternativen sind im Sommer um ein Vielfaches mehr. Sie sind so attraktiv und wir lassen uns gerne verführen, lassen uns gerne darauf ein. Ist das schlimm? Warum soll das alles nicht sein dürfen? Natürlich darf und soll das alles sein.
Ist eine stabile Meditationsroutine im Sommer weniger wichtig oder weniger hilfreich? Nein, auch das natürlich nicht. Wie können das wunderbare Sommerlebensgefühl und die eigene Meditationsroutine zusammengehen? Einige Gedanken und Tipps dazu:
FOMO – Die Angst etwas zu verpassen
Die Vielzahl der möglichen Sommeraktivitäten ist groß. Die Versuchung alles mitnehmen zu wollen auch. Da ist es gut, wenn man sich durch eine eigene Meditationsroutine gut wahrnehmen kann und auch einmal einen Moment anhält und sich in dem Strom aller Aktivitäten und Events selbst bewusst wird. Ist das noch mein Tempo? Bin ich noch vollkommen im Genuss des Augenblicks? Oder reihe ich bereits Ereignis an Ereignis, ohne wirklich dabei zu sein?
Es gibt sogar bereits einen Begriff für die Angst, etwas zu versäumen. FOMO – „Fear of Missing out“. Da ist man so in diesem mitfließen und anstatt einen Moment – das Eisessen mit der Familie, die Abendsonne mit dem Partner, … – vollkommen mitzubekommen halten wir bereits Ausschau nach dem nächsten Event, nachdem, was gleich danach kommen könnt. Eine stabile Meditationsroutine wird uns davor bewahren.
Meditation und Achtsamkeit in der Natur
Du hast vielleicht einen festen Platz und eine feste Zeit für deine Meditation. Das ist gut. Gerade am Anfang, wenn die Meditationspraxis noch nicht sehr gefestigt ist, hilft das sehr. Hast du dann eine stabile Routine, dann kannst du auch variieren. Die Meditation nach draußen verlegen. Wie ist es auf der Terrasse, dem Balkon oder auf einer Wiese am Waldrand? Wie verändert das Vogelgezwitscher oder der Wind die Meditation? Welche Erfahrungen kannst du damit machen? Das kann deine Meditationspraxis bereichern.
Wenn du mehr draußen bist, dann muss es auch nicht immer die formale Sitzmeditation auf dem Kissen oder Bänkchen sein. Probiere mal bei einem Spaziergang oder bei einer Wanderung im Wald einige Minuten stehen zu bleiben, alle Geräusche wahrzunehmen. Tief einzutauchen in die „Waldwahrnehmung“.
Wenn es dich also nach draußen zieht, ist das kein Grund, Achtsamkeit und Meditation außen vor zu lassen. Nimm sie mit, Achtsamkeit und Meditation sind überall möglich.
Längere Tage nutzen
Es kann lohnen, in der helleren Zeit den Wecker einige Minuten früher klingeln zu lassen. Das frühe Aufgehen der Sonne macht das Aufstehen leichter und die ersten ruhigen Minuten des erwachenden Tages belohnen dich dafür. Gerade wenn noch nicht alle auf sind, der Tag noch seine ganze Unschuld hat und du ihn für dich gestalten kannst. Das hat eine große Kraft.
Achtsamkeit in der Bewegung
Im Sommer sind wir in Aktion. Wandern in den Bergen, schwimmen in den Meereswellen oder in einem See. Ziehe doch beim Wandern einfach mal die Schuhe aus und laufe ein Stück barfuß im Wald oder auf der Wiese. Nimm dabei alle Wahrnehmungen auf. Das weiche Moos, kleine Äste auf dem Weg, kühles, taunasses Gras und ja, auch den Schmerz eines spitzen Steines. Die Wahrnehmung bringt dich in den Moment, in das Hier und Jetzt.
Oder lege dich im See auf den Rücken und lasse dich ganz treiben. Wenn deine Ohren unter Wasser sind, dann kannst du leicht alles Hörbare aus der Umgebung ausblenden und vielleicht die Wolken über dir beobachten. Auch da kann man ganz tief in den Moment einsinken … ganz ohne Meditationsbänkchen.
Meditationserlebnisse teilen
Kinder haben in der Regel einen leichteren, unverstellteren Zugang zu Achtsamkeit und Meditation als wir ihnen zuschreiben. Sie lassen sich gerne und spielerisch darauf ein. Zum Beispiel beim Hören im Wald mit geschlossenen Augen. Sie lassen sich begeistern und überraschen von der Vielfalt der Geräusche und Vogelstimmen. So kann man die Neugier fördern und ihnen ihr inneres Erleben bewusster machen, ganz ohne pädagogischen Zeigefinger.
Solche gemeinsamen Erlebnisse sind auch mit Freunden möglich. Okay, da gibt es dann doch manchmal manche Vor-Stellungen – also das, was man sich als Erwartung vor eine Erfahrung stellt – zu überwinden.
Never change a winning team
Es ist also möglich, den Sommer mit in die Meditationsroutine einzubauen. Das kann die Praxis beleben, vitaler machen. Vielleicht kommt dann sogar eine Würdigung der bisherigen Praxis heraus. So dass man seinen gewohnten Meditationsplatz mit der dort vorhandenen Stille oder das gewohnte Zeitfenster gleich nach dem Aufstehen mit seinen Vorzügen besser schätzen lernt.
Es kommt auch die Frage auf, wie empfinde ich denn meine Meditationspraxis? Was habe ich durch die Variation gelernt? Das alles kann deine Meditation festigen, vertiefen. Eine veränderte Meditationsroutine im Sommer bereichert dein Erfahrungsspektrum.
Du musst deine gewohnte – vielleicht tägliche Meditationsroutine – ja nicht gleich aus dem Fenster werfen. Eine erlernte Stabilität in der Meditation, also das, was sich in deinem Gehirn als Routine verdrahtet hat, ist ein Wert an sich. Lerne sie durch die Erfahrungen neu kennen.