Erholung und Urlaub – Jeden Tag

Erholung

Erholung und Urlaub – jeden Tag

Wenn wir an Erholung denken, dann kommt uns sofort Urlaub in den Sinn. Viele Sprachen haben dafür ähnliche Begriffe wie „vacaciones“ (spanisch), „vacation“ (englisch) oder „vacanze“ (italienisch). Sie alle leiten sich aus dem lateinischen „vacare“ ab. Dieses Wort bedeutet ursprünglich Leer-Sein. Es ist interessant, dass gerade dieses Wort für die Beschreibung einer Zeit steht, die wir mit Erholung in Verbindung bringen.

Erholung – der ursprüngliche Sinn

Noch interessanter ist die Tatsache, dass wir diesen ursprünglichen Sinn von Erholung nahezu völlig aus den Augen verloren haben. Urlaubszeiten werden selten mit dem Leer-Werden assoziiert. Aber recht häufig mit besonderen Erlebnissen und so mit dem Kreieren von angenehmen Gefühlen.

“Urlaub” im ZEN

Näher betrachtet, steckt in „vacare“ genau die Haltung, welche im Zen praktiziert wird, nämlich das Leer-Sein. So gesehen bedeutet Zazen (die Meditation im Sitzen) zu praktizieren, täglich leer zu werden und damit täglich Urlaub zu machen.

In der Stille können wir von der Gedankenflut, von der Reizüberflutung einen kurzen Urlaub machen, Erholung erreichen. Das bedeutet aber nicht, dass Denken falsch sei, man die Dinge nicht bedenken soll und keine Pläne mehr machen darf. Es bedeutet nur, dass Gedanken eben (nur) Gedanken sind und Pläne (nur) Pläne.

Die Erfahrung dessen was wirklich ist – jenseits von Gedanken und Plänen in unserem Kopf – enthält Dimensionen, zu denen wir uns durch Vor-Stellungen und Vor-Urteile den Zugang allzu häufig verbauen und die so entstandene Unzufriedenheit durch noch mehr Pläne und ausgefallene Erfahrungen zu kompensieren versuchen, anstatt sie mitten in uns zu finden.

Das ist nicht nur ein Verstellen der Realität sondern auch auch das Gegenteil von Erholung.

Mitten im Leben

Auf einen ersten Blick könnten man meinen, beim Sitzen in Stille, bei der Meditation zieht man sich aus der Realität zurück. Das ist eine weit verbreitete Meinung. Dabei ist es gerade umgekehrt. Zen findet direkt im Leben statt. In der Meditation stellen wir uns unserem Leben. In der Meditation, im Zen gehen wir mitten hinein in das Leben. So wie es in diesem Augenblick ist.

Im Augenblick sein anstatt auf Ewigkeit zu hoffen

Zen ist der Vollzug des Lebens, so wie sich das Leben lebt und nicht nur so, wie ich es haben möchte. Leben ist nicht nur ein Kampf, damit ich das bekomme, was ich brauche, und das fernhalte, was ich fürchte. Sehr kurz ist die Zeit, in der wir auf diese menschliche Weise in der Welt unterwegs sind:

Als Körper mit Wahrnehmungen und Gefühlen und der Fähigkeit, darüber zu reflektieren. Wir werden nicht ewig so sein. Deswegen lohnt es sich, dass wir mit größerer Präsenz und Bewusstheit die Teetasse in die Hand nehmen, am Tee riechen und ihn schmecken.

Es ist keine unbegrenzte Anzahl von Tassen mit Tee, die wir in unserem Leben trinken. Und trotzdem waren unter den vielen Hunderten, die wir bereits getrunken haben, nur wenige, die wir wirklich (bewusst) getrunken haben.

Unter den Tausenden Schritten, die wir schon gemacht haben, waren nur wenige dabei, die wir wirklich (bewusst) gegangen sind. Es ist schade, wenn sich das so weiter fortsetzt, wenn wir die Fülle der Ereignisse weiterhin mechanisch und im Autopilot verstreichen lassen, ohne wirklich dabeigewesen zu sein.

Und was uns nach dem Tod erwartet, das weiß niemand. Keiner ist von “dort” zurückgekommen, um zu berichten. Deswegen: Verlassen wir uns nicht auf Spekulationen, auf die Zukunft. Verlassen wir uns auf die Gegenwart. Leben und erfahren wir das Leben im jetzigen Moment.

Quelle: angelehnt an Alexander Poraj, eigene Ergänzungen

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