Zwei Pfeile – Eine Wahl haben

zwei Pfeile
Zwei Pfeile – Eine Wahl haben

Zwei Pfeile, das ist ein Gleichnis bzw. eine Zen Geschichte über einen kundigeren Umgang mit Leiden. Das Zwei Pfeile Gleichnis macht die Wahl deutlich, die wir in der Reaktion auf eine Situation haben.

Zwei Pfeile in der Schlacht

Das Gleichnis über die zwei Pfeile, erzählt die Geschichte eines Samurai in der Schlacht. In der Hitze des Gefechts wurde er von einem verirrten Pfeil in die Schulter getroffen wurde. Der verwundete Samurai blickte auf den Pfeil in seiner Schulter. Er erkannt seine Verletzung. Die Schlacht um ihn herum tobte und der Samurai war schockiert und überwältigt. Sein Schwert fiel zu Boden, als ihn sein Mut verließ. Als die feindlichen Soldaten dies sahen, fielen sie über ihn her und besiegten ihn.

Das Gleichnis fährt fort und erzählt die Geschichte eines anderen Samurai, der ebenfalls in einer Schlacht von einem Pfeil in die Schulter getroffen wurde. Seine Verletzung war ebenso schwer. Aber als er nach seiner Schulter sah, den Pfeil entdeckte, verlor er nicht den Mut. Im Gegenteil, er wurde sogar noch entschlossener. Mit der anderen Hand ergriff er sein Schwert, steckte den verwundeten Arm in seine Rüstung und setzte den Kampf mutig fort. Am Ende überlebte der zweite Samurai trotz seiner Verletzung.

Die Erzählung beschreibt zwei sehr unterschiedliche Reaktionen auf dasselbe Unglück. Darin wird eine tiefere Einsicht offenbar. Der Titel der Geschichte – die zwei Pfeile –bezieht sich vordergründig auf die beiden Pfeile, die die beiden Samurai trafen. In Wirklichkeit geht es um die zwei Pfeile, die den ersten Samurai trafen. Der erste Pfeil – der hölzerne – war derjenige, der seine Schulter verletzte. Der zweite Pfeil – der Pfeil des Zweifels und der Angst – richtete viel größeren Schaden an…

Der zweite Pfeil zerstörte seinen Geist

Wenn wir die Geschichte aus dieser Perspektive betrachten, erkennen wir, dass es der zweite Pfeil war, der den Samurai getötet hat, nicht der erste. Schließlich wurde der andere Samurai auf die gleiche Weise in die Schulter getroffen und er überlebte. Für ihn gab es keinen zweiten Pfeil. Außerdem – und das ist vielleicht der wichtigste Teil – fiel der zweite Pfeil nicht vom Himmel, noch kam er vom Gegner. Er kam aus dem Inneren des Samurai selbst.

Wir kämpfen vielleicht nicht mehr mit Schwertern und Pfeilen, aber wir werden alle von Zeit zu Zeit von Pfeilen getroffen. Das können Unglücke, Missgeschicke oder Schmerz sein. Manche sind schlimmer als andere. Jedoch ist es selten der erste Pfeil, der uns das Leben schwer macht.

Es ist der zweite Pfeil, die negative Art und Weise, wie wir mit diesen Unglücksfällen umgehen.

„Im Leben können wir den ersten Pfeil nicht immer kontrollieren. Aber der zweite Pfeil ist unsere Reaktion auf den ersten. Dieser zweite Pfeil ist optional.“

Das wird manchmal so interpretiert, dass Schmerz unvermeidlich ist (erster Pfeil), aber Leiden (zweiter Pfeil) optional ist.

Ob man alles Leiden so einfach erklären kann? – Da sind Zweifel angebracht und die Grenze zum Zynismus ist ein schmaler Grat, denkt man an viele Schmerzpatienten oder Menschen mit ausgeprägten chronischen Krankheiten.

Es stimmt jedoch, dass unsere Interpretation von Ereignissen eine große Rolle dabei spielt, wie wir sie erleben, und dass wir die Tendenz haben, vieles von dem, was uns widerfährt, zu überdramatisieren.

Wir können ziemlich schnell von einer Situation – jemand ärgert uns, unser Arm tut weh, wir sind erkältet, … – dazu übergehen, alle möglichen Gefühle und Gedanken daraus zu extrapolieren und ganze Gedankenspiralen daraus entwickeln. Die haben dann mit dem ursprünglichen Reiz wenig zu tun. Das kann man als die zweiten Pfeile des Leidens sehen, die wir zu den ursprünglichen Pfeilen hinzufügen, die das Leben ohnehin schon auf uns schleudert.

Die Herausforderung für uns besteht darin, diesen zweiten Pfeil zu vermeiden.

Leichter gesagt als getan, oder? Vielleicht. Wir sind allerdings nicht ohne Anleitung in diesem Bereich. Es gibt mehrere kurz- und langfristige Strategien, die wir nutzen können, um uns in den schwierigeren Zeiten in unserem Leben zurechtzufinden.

Erinnere dich an den Atem

Atmen mag automatisch sein, aber richtiges Atmen ist es nicht unbedingt. In Momenten der Nervosität oder des Stresses wird unsere Atmung flach und unregelmäßig. Dies kann dazu führen, dass wir noch ängstlicher werden. In schweren Fällen kann so sogar Panik entstehen.

Eine langsame und regelmäßige Bauchatmung hat dagegen den gegenteiligen Effekt. Sie aktiviert unseren Parasympathikus, einen Teil unseres Nervensystems, der uns beruhigt. Er hilft, unsere Emotionen zu kontrollieren. Mit ein wenig Konzentration können wir diese Verbindung zu unserem Vorteil nutzen.

Bei der nächsten Herausforderung, einer Konfrontation, einem Streit, der Angst vor einer großen Gruppe zu sprechen, nehme dir einen Moment Zeit, um deine Atmung zu kontrollieren. Diese einfache Handlung hat eine bemerkenswerte Wirkung und ist zweifellos eine der wichtigsten Lebensfertigkeiten, die man lernen kann.

Erkenne den zweiten Pfeil

Die Geschichte von den zwei Pfeilen vermittelt mehr als nur einen wichtigen Gedanken. Sie liefert uns eine Möglichkeit, der uns helfen kann, unser Verhalten zu erkennen und einzuordnen. Mit dieser Einsicht bewaffnet, können wir über unsere Handlungen, unsere Re-Aktionen, nachdenken und uns fragen, ob wir auf eine Situation positiv und konstruktiv reagieren. Oder ob wir gerade dabei sind, einen zweiten Pfeil hinterher zu schießen. Wenn wir diese Art der Selbstbeobachtung durchführen, können wir Negativität frühzeitig erkennen und effektiver mit ihr umgehen.

Übernehmen wir wieder die Kontrolle über unsere Gedanken

Als Menschen sind wir evolutionär so verdrahtet, dass wir negativen Reizen Priorität einräumen. Dieser Instinkt verschaffte uns wichtige Überlebensvorteile. Aber er führt auch dazu, dass wir dazu neigen, uns mit dem Negativen zu beschäftigen. Obwohl diese Tendenz manchmal überwältigend sein kann, ist es möglich, sie zu überwinden und die Kontrolle über unsere Gedanken zurückzuerlangen.

Sorgen und Stress sind Erfindungen des Verstandes, und wenn der Verstand diese Gefühle hervorrufen kann, kann er sie auch lindern.

Es liegt in unserer Macht, unsere Gedanken weg vom Negativen und hin zu, nun ja, etwas anderem zu lenken. Es mag eine bewusste Anstrengung erfordern, aber es kann getan werden. Die evolutionären Impulse mögen stark sein, aber das bedeutet nicht, dass wir sie nicht von Zeit zu Zeit außer Kraft setzen können!

Eine Wahl haben

Wahrscheinlich haben wir es im Laufe eines Tages viele Male mit dem zweiten Pfeil des Leidens zu tun. In der Geschichte der zwei Pfeile geht es nicht darum, unsere erste Reaktion zu verleugnen. Oder so zu tun, als wären wir immun gegen den Schmerz. Es geht darum, eine Wahl zu haben, wie wir als nächstes vorgehen. Mit der Zeit kann das Gewahrsein dieser Wahl und das Unterlassen, endlose zweite Pfeile auf uns selbst zu schleudern, dazu beitragen, uns von viel unnötigem Leiden zu bewahren.

Idee für die wöchentliche Praxis:

Wenn Du in dieser Woche eine starke Reaktion von Schmerz oder Verärgerung über eine Situation hast, frage dich: Was ist meine Geschichte hier? Habe ich es immer noch mit dem ersten Pfeil des Schmerzes zu tun? Oder habe ich den zweiten Pfeil hinterher geschossen?

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