Einsicht am Brunnen – Zen-Geschichte zu Stille und Meditation

Einsicht am Brunnen - Eine Zen Geschichte. Ein Brunnen auf einer Wiese. Mit einer Kurbel kann ein Eimer hinuntergelassen werden.
Einsicht am Brunnen – Eine Zen Geschichte

Anhalten, Innehalten – Räume der Klarheit öffnen

Einsicht am Brunnen ist eine Zen-Geschichte. Zen nutzt solche kleinen Geschichten, um Weisheiten, Einsichten oder Zusammenhängen deutlich zu machen. Einsicht am Brunnen ist eine besonders eindrückliche Geschichte zum Nutzen von Meditation und Stille.

Bei den vielen Anforderungen und Ablenkungen, die uns das Leben entgegenwirft, vergessen wir oft, wie kraftvoll ein Moment des Anhaltens sein kann. Ein kurzes Innehalten, in dem wir für einen Augenblick zur Ruhe kommen, hat das Potenzial, uns Türen zu öffnen – Türen zu Einsicht, Klarheit, und manchmal sogar zu tiefem Verständnis über uns selbst und die Welt.

Ob dieser Moment nur einen kurzen Augenblick, 25 Minuten, mehrere Stunden oder gar einen ganzen Tag andauert, spielt dabei zunächst keine Rolle. Jeder Moment der Stille trägt die Möglichkeit in sich, uns etwas zu zeigen, das in der Geschäftigkeit des Lebens verborgen bleibt.

Hier nun die kleine Zen Geschichte dazu:

Einsicht am Brunnen – Eine Zen-Geschichte

Eine Gruppe Menschen waren auf einer Wanderung unterwegs und sahen in einiger Entfernung einen Mönch, der an einem Brunnen Wasser schöpfte.

„Das ist eine gute Gelegenheit. Wir fragen ihn, was denn der Nutzen von Stille und Meditation ist“, sagte einer aus der Gruppe.

Sie liefen zu diesem Mönch am Brunnen und fragten ihn:

„Welchen Sinn, welchen Nutzen siehst du in deinem Leben, das du in Stille und Meditation verbringst?“

Der Mönch war gerade damit beschäftigt, Wasser mit einem Eimer aus dem tiefen Brunnen zu schöpfen. Er hielt inne, blickte zu seinen Besuchern und sagte:

„Das kann ich euch sagen. Schaut in den Brunnen. Was seht ihr?“

Die Besucher beugten sich über den Brunnenrand und blickten in die Tiefe: „Wir sehen nichts!“

Nach einer Weile forderte der Mönch sie erneut auf: „Schaut noch einmal in den Brunnen. Was seht ihr jetzt?“

Die Menschen blickten erneut hinunter und antworteten überrascht: „Ja, jetzt sehen wir uns selbst!“

Der Mönch sprach ruhig: „Vorhin, als ich Wasser schöpfte, war die Oberfläche des Wassers noch unruhig. Jetzt hat es sich beruhigt, und so könnt ihr euer eigenes Spiegelbild sehen. Das ist es, was Stille und Meditation bewirken: Man erkennt sich selbst. Aber wartet noch etwas.“

Nach einer weiteren Weile bat der Mönch die Besucher abermals in den Brunnen zu schauen: „Und jetzt, was seht ihr?“

Diesmal schauten die Menschen mit wachsendem Staunen in die Tiefe. Das Wasser war nun ganz still und klar: „Nun sehen wir sogar die Steine auf dem Grund des Brunnens.“

Der Mönch lächelte und sagte: „Das ist die tiefere Erfahrung der Stille und Meditation. Wenn man lange genug verweilt, sieht man den Grund aller Dinge – den Grund des Seins selbst.“

Die Stille, die in die Tiefe führt

Diese Geschichte birgt eine einfache, aber kraftvolle Weisheit: In der Ruhe des Geistes beginnen wir, uns selbst klarer zu erkennen. Die Unruhe des Alltags und des eigenen Denkens ist wie das unruhige, vielleicht aufgewühlte Wasser im Brunnen. Erst wenn wir innehalten und still werden, klärt sich das Bild und wir können uns selbst sehen – so, wie wir wirklich sind.

Wenn wir dieser Stille noch länger Raum geben, geht die Erfahrung noch tiefer. Dann sehen wir nicht nur uns selbst, sondern beginnen, den Grund der Dinge zu erkennen – das Wesentliche, die Essenz, das, was dem Leben zugrunde liegt, das Sein selbst.

Vielleicht hat diese Geschichte auch dich für einen Moment innehalten lassen. Vielleicht weckt sie in dir den Wunsch, diese Einsicht am Brunnen nicht nur in Gedanken zu verstehen, sondern in der eigenen Meditation zu erfahren. Was wäre, wenn du dir die Zeit nimmst, still zu werden und in deinen eigenen Brunnen zu blicken? Was findest du da?

Die Geschichte lädt uns ein, selbst zu entdecken, was hinter der Oberfläche unseres Lebens liegt – hinter der Unruhe, den täglichen Ablenkungen und den vielen Gedanken, die ständig in uns kreisen. Sie erinnert uns daran, dass Stille nicht nur Abwesenheit von Lärm ist, sondern eine Quelle tiefer Einsicht und Klarheit. – Das ist der Nutzen von Stille und Meditation.

Lass dich darauf ein. Mache deine eigene Erfahrung. Vielleicht wird diese Geschichte dann auch zu deiner Geschichte.

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5 Antworten zu Einsicht am Brunnen – Zen-Geschichte zu Stille und Meditation

  1. Hallo
    darf ich die Geschichte in meinem Newsletter verlinken, ich finde sie sehr schön oder wer hat copyright drauf?? Vielen Dank für eine Rückmeldung

  2. Danke für diese wundervolle Geschichte.

  3. Web-Jiku sagt:

    … gerne geschehen. Es freut mich, dass Du damit etwas anfangen kannst.

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