Macht uns Meditation zu einem besseren Menschen? Verändert Meditation überhaupt etwas? Was passiert mit uns, wenn wir längerfristig eine eigene, stabile Meditationspraxis entwickeln?
Viele Effekte von Meditation sind in Erfahrungsberichten seit Tausend Jahren beschrieben. Forschung und Wissenschaft haben in den letzten 30 Jahren viel geleistet, um Effekte von Meditation und Achtsamkeit zu entdecken, zu untersuchen, zu erklären oder die Erfahrungsberichte wissenschaftlich einzuordnen.
Im Gehirn lassen sich sehr viele Effekte von Meditation nachweisen. Die Neurophysiologie zeigt Veränderungen verschiedener Hirnareale schon nach kurzer Zeit einer neu eingeübten Meditationspraxis. Neuroplastizität ist hier das Stichwort. Netzwerke, die für Aufmerksamkeit, Konzentration oder auch für die sinnliche Wahrnehmung verantwortlich sind, werden gestärkt.
Andere wie das innere Alarmzentrum, das durch viele Einflüsse unseres Lebens zu oft anspringt, Fehlalarme auslöst und uns in Stress versetzt, kann durch Meditation auf sein Normalmaß reduziert werden.
Meditation und Achtsamkeit führen zu einem besseren Umgang mit Stress. Führen zu innerer Ruhe und Gelassenheit, Klarheit und Orientierung. Bluthochdruck, das Herzinfarktrisiko und viele andere gesundheitliche Risiken werden positiv beeinflusst.
Aber macht uns das alles zu einem besseren Menschen?
Das hängt natürlich davon ab, was ein guter Mensch ist und was jeder von uns darunter versteht. Eine häufige Antwort auf die Frage, was hat Meditation in Deinem Leben verändert, sind Berichte von Dritten.
Man bekommt zurückgemeldet, dass man verändert sei. Oft im Zusammenhang mit Kommunikation. Eine andere Art des Zuhörens. Oder die Auswirkungen von größerer Gelassenheit. Mehr Übersicht bewahren auch in schwierigen Situationen. Nicht aus der Haut fahren, sich nicht mehr so oft triggern lassen und dann gewohnte Programme abspulen wie aufbrausend an die Decke gehen oder sich beleidigt zurückziehen.
Ist man dann schon ein besserer Mensch? – Vielleicht. Das Zusammensein mit anderen verläuft anders, verträglicher, zugewandter. Durch eine höhere Präsenz, ein im Moment, im Jetzt sein, eröffnet eine andere Qualität von Beziehung. Auch der Beziehung zu sich selbst. Also doch ein besserer Mensch?
Wie wirken sich Meditation und Achtsamkeit auf das Verhalten aus?
Meditation stärkt ohne Frage die Fähigkeit der Selbstreflexion. Dies beginnt mit einem klareren Blick auf die eigene Person, das eigene Leben, das eigene Verhalten. Meditation stärkt das Bewusstsein dafür. Und da greift dann auch der alte Satz aus der Psychologie: Wir können nur das verändern, was wir wahrnehmen. Was wir dann auch in unser Bewusstsein holen.
Dann kann die Frage aufkommen: Was ist denn ein „gutes“ Verhalten in dieser Welt? Und wie ist mein Verhalten? Manchmal – oder oft – wird dann eine Diskrepanz zwischen beidem klar. Man spricht auch von der Erkenntnis-Verhaltens Lücke. Das kann dann der Ausgangspunkt von Veränderung im Verhalten sein.
Meditation, Achtsamkeit und Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit ist in unserer Zeit – sehr zu Recht – ein in den Mittelpunkt gerücktes Thema. Auch in Unternehmen. Dort hat Nachhaltigkeit zum Beispiel die Bedeutung von sparsamem Umgang mit Ressourcen, der Wiederverwertung von Materialien, dem Vermeiden schädlicher Stoffe, dem Einsparen von Energie oder CO2.
Hier gibt es eine Studie über die Wirksamkeit von Interventionen, welche die Mitarbeiter zu einem nachhaltigen Verhalten bringen sollte. Untersucht wurden alle möglichen Arten wie Schulungen, Workshops, Leitbilder, die gewöhnlich zur Veränderung hin auf ein Ziel in Unternehmen angewendet werden. Der Einfluss aller dieser untersuchten Maßnahmen auf ein dauerhaftes, nachhaltigeres Verhalten war enttäuschend.
Es gab eine Ausnahme: Achtsamkeits-Trainings. Diese hatten gar nicht das Ziel Nachhaltigkeit im oben beschriebenen Sinn. In den Gruppen, die an einem Achtsamkeits-Training teilnahmen, wurde tatsächlich eine Veränderung hin zu mehr Nachhaltigkeit beobachtet.
Als Erklärung dient hier die Erkenntnis-Verhaltens Lücke. Meditation und Achtsamkeit haben zu einem bewussteren Draufschauen geführt. Draufschauen auf das was, was notwendig ist und auf das eigene Verhalten. Achtsamkeit – im englischen Mindfulness – ist in der Lage die Erkenntnis-Verhaltens Lücke zu schließen. Ein bisschen zumindest.
Achtsamkeit und Konsum
Ein weiteres Experiment berichtet davon, dass Meditation zu mehr Achtsamkeit führt. Soweit ein alter Hut. Dann aber auch Auswirkung auf den Konsum hatte. Materielle Dinge wurden weniger wichtig, immaterielle Aspekte wie Wohlbefinden, Gesundheit, ein stärkeres Umweltbewusstsein, etc. wichtiger. Diese Aspekte spielten dann bei Konsumentscheidungen eine größere Rolle.
Es wurde ebenfalls festgestellt, dass Menschen mit einem höheren Level an Achtsamkeit auch eher in der Lage sind, ihre Absichten für nachhaltiges Verhalten auch in die Tat umzusetzen.
Meditation stärkt Bewusstsein
Meditation und Achtsamkeit stärken Bewusstsein. Stärken eine klarere Sicht auf uns selbst und wie wir in der Welt unterwegs sind. Sie bereiten ein Feld, auf dem Veränderung möglich ist. Wenn die Veränderung in den beiden beschriebenen Beispielen zu Nachhaltigkeit und Konsum „gut“ sind, dann sind das Indizien, dass uns Meditation und Achtsamkeit tatsächlich zu besseren Menschen macht.
Was sind Deine Kriterien für einen guten, vielleicht sogar für einen besseren Menschen? Wie groß ist Deine Erkenntnis-Verhaltens Lücke?