Der goldene Wind

Goldener Wind
Goldener Wind

Der goldene Wind ist dieser Tage spürbar. Im Wald, in den Weinbergen wechselt die Jahreszeit. Noch ist in den Temperaturen und im Licht die Milde und Helligkeit des späten Sommers. Sie geht jedoch langsam aber spürbar über in mehr Schroffheit, weniger Licht und grüne Farbtöne werden bereits seltener. Gelb, braun, ocker, rot werden jetzt langsam übernehmen. Mit etwas Sonne ein goldenes Leuchten.

Der goldene Wind offenbart sein wahres Wesen

Ein bekanntes Koan aus dem 9. Jahrhundert kommt mir in dieser Jahreszeit in den Sinn: Zen Meister Ummon wird von einem Mönch gefragt:

„Was ist das für eine Zeit, in der sich die Bäume verfärben und die Blätter fallen?“ Meister Ummon antwortet: „Der goldene Wind offenbart sein wahres Wesen.“

Was offenbart dieser goldene Wind? Welche Gedanken entstehen, wenn Du durch das raschelnde Laub durch die Landschaft wanderst und fallende Blätter in Pirouetten tanzend durch die Luft schweben? Wo stehst Du gerade im laufenden Jahr? Wo in der jetzigen Lebensphase? Oder wo in Deinem Leben? Was offenbart Dir dieser goldene Wind?

Die Natur bringt in diesen Tagen zu Ende, was im Frühjahr begonnen wurde. Wachsen, Fülle, sich zeigen geht zu Ende. Und wir abgelöst von langsamer werden, anhalten, innehalten, reduzieren, loslassen.

Was fällt bei Dir weg?

Was geht in Deinem Leben zu Ende? Oder macht eine Pause, um neu oder anders eine Fortsetzung zu erfahren? Woran hängst Du? Oder klammerst Du Dich? Was passiert, wenn in Deinem Leben für Dich wichtige Dinge wegfallen. Wenn Du Titel, Funktionen, Aufgaben oder den Job verlierst? Wenn Deine Gesundheit Einschränkungen erfährt? Wenn Du vielleicht sogar obdachlos wirst? Oder wenn ein naher Mensch Dich verlässt oder stirbt?

Was macht das dann mit Dir? Was bleibt? Was ist das Wesentliche, das sich dann offenbart?

Vollendung und Veränderung

Der goldene Wind, der Herbst im Laufe der Jahreszeiten oder sinnbildlich der Herbst einer Lebensphase oder gar des gesamten Lebens, öffnet diesen Blick auf das Wesentliche. Es offenbaren sich Vollendung und gleichzeitig Veränderung und Verletzlichkeit. Kaum eine andere Zeit im Jahr lässt uns das so spüren und gewahr werden.

Selten liegen Vollendung und Veränderung so nahe beisammen, gehen ineinander über, bedingen sich oft. Für das, was bleibt und für das, was endet, die gleiche Wertschätzung entwickeln, das könnte eine gute Haltung in dieser Zeit sein. Das lässt mich froh durch diese Zeit gehen und den goldenen Wind anlächeln.

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