Aufmerksamkeit säen … Zwei Beiträge, die mir heute auf LinkedIn begegnet sind, haben mich berührt – und ins Nachdenken gebracht.
Der eine zeigt ein Meer aus gelben Narzissen. Der Autor schreibt, dass er die Zwiebeln dazu im letzten Herbst gesteckt hatte. Jetzt blühen sie. Und mit ihnen blüht ein Gedanke: Es lohnt sich, Schönes zu pflanzen. Auch, wenn man das Ergebnis erst Monate später sieht. Vielleicht auch erst nächstes Jahr.
Der andere Beitrag zeigt einen blühenden Kirschzweig vor tiefblauem Himmel. Darunter ein kurzer Text: „Aufgewacht, schlechte Laune, Zeitumstellung – und doch der eine Moment des Innehaltens. Der Blick auf den Baum. Der Atem. Der Wandel. Himmel und Hölle – nur einen Atemzug voneinander entfernt.“
Beide Beiträge haben mich erinnert: Es liegt an uns. Es liegt in uns.
Was wir pflanzen, wächst
Ob Narzissenzwiebeln, ein Kirschbaum, ein freundlicher Gedanke – es braucht etwas Initiative, vielleicht etwas Mühe. Und es braucht Vertrauen. Die Gewissheit: Es wird wachsen. Es wird blühen. Irgendwann. Vielleicht erst später. Vielleicht erst, wenn wir längst vergessen haben, dass wir einmal etwas gesät hatten.
Aber es kommt. Und wenn es kommt, verändert es unseren Blick auf die Welt.
Was wir wahrnehmen, hängt von unserer Ausrichtung ab
Es ist leicht, sich von Negativem mitziehen zu lassen. Die Welt ist voller Probleme, Sorgen, Konflikte. Wir lesen davon, wir hören davon, die Nachrichten sind voll damit, wir reden darüber. Und das ist wichtig – aber wenn es unsere Wahrnehmung dominiert, wird unser Blick auf die Wirklichkeit verzerrt.
Dabei übersehen wir dann oft das Schöne, das uns gleichzeitig begegnet.
Die Kirschblüte. Der erste warme Wind. Ein Gespräch, das gut getan hat. Ein Moment der Stille. Das Lächeln eines Fremden. Oder die Lebendigkeit des eigenen Atemrhythmus.
Wir sehen das, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten
Und genau da liegt eine der stärksten Stellschrauben: Aufmerksamkeit.
Unsere Wahrnehmung folgt unserer Aufmerksamkeit – und unsere Aufmerksamkeit folgt meist der stärksten Reizquelle. Oder der Gewohnheit. Oder der Angst.
Aber wir können das trainieren. Wir können lernen, uns bewusst zu machen, wie wir mit unserer Aufmerksamkeit umgehen; wir können lernen und üben bewusster zu lenken: Was will ich wahrnehmen? Wo will ich hinsehen? Wofür will ich empfänglich sein?
Schulung der Aufmerksamkeit
Für mich ist das ein zentraler Aspekt meiner Meditationspraxis: Nicht das große Ziel. Nicht das Loswerden aller Gedanken. Sondern immer wieder neu spüren: Wo ist meine Aufmerksamkeit gerade? Und wie gehe ich mit ihr um? Wie bewusst ist mir mein Umgang mit Aufmerksamkeit?
Verliere ich mich in Gedanken, in Sorgen, in Ablenkung? Oder kann ich immer wieder sanft zurückkehren? Zu mir. In den Moment. In die Wahrnehmung.
Dort, wo das Jetzt blüht. So, wie diese Narzissen und dieser Kirschzweig.
Es lohnt sich, innezuhalten. Zu pflanzen, zu gestalten – im Inneren wie im Äußeren. Und zu üben, die Aufmerksamkeit bewusst auszurichten. Damit wir sehen, was wirklich da ist. Was blüht. Was wachsen will.
Genau da fängt der Wandel an – mit einem Atemzug.