Der Seuchengott – Betroffenheit, Bewusstheit, Achtsamkeit

Seuchengott

Es gibt folgende Sage: Einst saß ein alter, weiser Mann unter einem Baum, als der Seuchengott des Weges kam. Der Weise fragte ihn: „Wohin gehst Du?” Und der Seuchengott antwortete ihm: „Ich gehe in die Stadt und werde dort 100 Menschen töten.”

Auf seiner Rückreise kam der Seuchengott wieder bei dem Weisen vorbei. Der Weise sprach zu ihm: „Du sagtest mir, dass Du 100 Menschen töten wolltest. Reisende aber haben mir berichtet, es wären zehntausend gestorben.”

Der Seuchengott aber sprach: „Ich tötete nur 100. Die anderen hat die eigene Angst umgebracht.”

Gut, dass wir da noch nicht sind und hoffentlich auch nicht hinkommen werden. Dennoch lässt sich in solchen Situation viel Interessantes beobachten.

Persönliche Betroffenheit und Handlungsbereitschaft

Wie waren wir alle noch unbeschwert unterwegs, als der Corona-Virus in China – weit weg … – ausbrach, Millionenstädte abgeriegelt wurden, die ersten hundert Menschen starben. Und was hatte sich verändert, als der Virus Italien erreichte? Für uns ganz ungewöhnliche und weitreichende Maßnahmen dort ergriffen wurden? Maßnahmen, die in das persönliche Leben sehr deutlich und spürbar eingreifen.

Jetzt sind diese Maßnahmen auch bei uns angekommen. Die ersten zumindest. Und sie werden akzeptiert. Die Menschen verhalten sich ruhig und doch sehr verständnisvoll. Die Angst wird bisher nur in den Hamsterkäufen und den Panikverkäufen an den Börsen sichtbar.

Wir sind also zu weitreichenden Maßnahmen, die tief in unser Leben eingreifen, fähig und bereit. Wenn – und vielleicht leider erste wenn – wir persönlich betroffen sind. Und wenn das der Schlüssel für die Akzeptanz von weitreichenden Veränderungen ist, dann fehlt bei anderen Themen vielleicht noch genau diese persönliche Betroffenheit und die sich daraus ergebende Bewusstheit. Zum Beispiel bei der Klimadiskussion … oder bringt der Begriff Klimakrise schon etwas mehr Betroffenheit?

Den Virus wird die Menschheit als solche mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit gut überleben. Er fordert jetzt schon Todesopfer. In zwei, drei Jahren wird er durch Impfstoffe oder durch die Anpassung unseres eigenen Immunsystems seinen Schrecken verlieren.

Die Klimakrise wird – so viele Wissenschaftler – schon sehr bald sehr viel mehr Menschen töten. Sie wird auch nicht schnell wieder verschwinden. Eine Anpassung unseres Verhaltens wird Jahrzehnte brauchen, bis sie auf das Klima wirkt. Manche der Kippeffekte werden, wenn die entsprechenden Werte erreicht sind, kaum mehr rückgängig gemacht werden können.

Welche persönliche Betroffenheit wird nötig sein, um eine Handlungsbereitschaft so herzustellen, dass die notwendigen Schritte Akzeptanz finden und in die Umsetzung kommen? Jetzt?!

Wie jetzt mit der Virus-Situation umgehen?

Angst ist ein schlechter Ratgeber. Die kleine Geschichte vom Anfang macht das sehr gut deutlich. Aber eine Bewusstheit des eigenen Verhaltens und Tuns ist zwingend angebracht. Aus der Verantwortung für sich selbst und der Verantwortung für andere heraus.

Nicht gedankenlos durch die Welt laufen, als sei nichts geschehen. Bewusst eigenes Handeln hinterfragen, Gewohnheiten in Frage stellen, öfter innehalten und darauf schauen, was da jetzt gerade geschieht oder notwendig ist zu tun … oder zu lassen.

Machen wir eine Achtsamkeitsübung daraus. Mit weitgestellter Aufmerksamkeit, ganz wach und raus aus täglichen Routinen, aus dem Autopiloten ganz ins bewusste Handeln.

Und montags zusammen zum Zen?

Diese Frage drängt sich natürlich auf. Und wir haben diese eben noch mit den Teilnehmern des „Sitzens in die Nacht“ diskutiert.

Die Situation stellt sich wie folgt dar:

  • Im Eingangsbereich in Gleisweiler steht ein Spender mit Desinfektionsmittel. Dieser kann und sollte benutzt werden!
  • Die Toiletten sind vorbildlich mit Seifenspendern, Papierhandtüchern und ebenfalls Desinfektionsspendern ausgestattet.
  • Auf Begrüßungen mit Handschlag und Umarmungen verzichten wir schon eine Weile. Das bleibt auch erst einmal so. – Warum nicht das im Zen sonst so gebräuchliche Gassho (gegenseitige Verbeugung mit vor dem Körper zusammengelegten Händen) zur Begrüßung verwenden?
  • Die Matten werden wir in einem deutlich größeren Abstand zueinander legen.
  • Und alle sind angehalten, bewusst mit der Situation umzugehen und auch Abstand zu halten.
  • Wer sich nicht gut fühlt oder gar vermutete, im Kontakt mit potenziellen Trägern des Virus gewesen zu sein, der wird sich seiner Verantwortung bewusst sein und zuhause bleiben. Das ist doch selbstverständlich, oder?

Die Entscheidung für oder gegen eine Teilnahme muss jeder für sich treffen. Und Woche für Woche neue Informationen in seine Entscheidung einfließen lassen und immer wieder neu nachdenken.

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