Die Gründe, warum Menschen sich der Meditation zuwenden, eine Gruppe oder Möglichkeit suchen, um eine Einführung oder eine Anleitung und Begleitung erster Schritte zu erhalten, sind vielfältig. Stress steht ganz oben auf der Liste. Dem Getrieben Sein zu entkommen und Anforderungen des Alltags in Beruf und privaten Situationen zu entkommen, ist für sehr viele das, was sie in der Meditation suchen.
Andere sind auf der Suche nach Sinn in ihrem Leben. Sie fühlen sich verloren oder aber sie haben eine Spur gefunden auf dieser Suche und wollen ihr nachgehen.
Wieder andere führt die Neugier zur Meditation. Was passiert denn mit mir, wenn ich ruhig bin und mich der Stille übergebe?
Es gibt noch zahlreiche andere Vorstellungen, Wünsche und Erwartungen, welchen Nutzen, Wert oder gar Zauber das Meditieren oder die Meditation „bringen“ könnte.
Es gibt nur einen Weg, dies für sich selbst herauszufinden. In dem man es tut. Möglichst mit etwas Anleitung, um am Anfang bei den ersten Schritten nicht gleich zu stolpern und die Schritte gut zu setzen. Dann etwas sich einlassen und den ersten Erfahrungen mit Offenheit und Neugier begegnen.
Wer ganz feste Vorstellung davon hat, was dann passieren wird, passieren soll oder gar muss, der könnte Enttäuschung erleben. Und wer immer neu sich einlässt, macht hingegen Erfahrungen, ganz jenseits seiner Erwartungen.
Meditation ist eine Praxis. So wie wir unsere Zähne putzen oder Duschen für unsere körperliche Hygiene, so ist Meditation eine Praxis für unsere mentale Hygiene. Und kann darüber Hinaus auch Kompass im Leben werden für das Dickicht von Anforderungen, Wünschen und persönlichen Verstrickungen.
Es gibt viele – zum Teil sehr unterschiedliche – Meditationsformen. Eine der direktesten, konsequentesten und ohne viel Firlefanz ist das Zen.
Was ist Zen?
Daisetz Suzuki, einer der großen zeitgenössischen Zen-Meister, der Zen in den Westen brachte, war eingeladen. Er sollte vor großem Publikum an einer Universität in den USA einen Vortrag über Zen halten, erklären, was Zen sei.
Die Zuhörer warteten mit Spannung und Interesse auf die Ausführungen, als er langsam und gelassen ans Pult trat. Es war sehr still und die Erwartungen, jetzt den Kern des Zen von einem großen und geschätzten Meister zu hören, sehr groß.
Suzuki nutzte die Stille und den Fokus der Teilnehmer auf ihn und setzte an: „Zen zu erklären ist sehr schwierig.“ Darauf schaute er noch einen Augenblick ins Publikum, verbeugte sich und verließ die Bühne.
Das war seine Lehrrede, seine Erklärung des Zen. Er ließ die Zuhörer irritiert zurück. Und doch brachte er es auf den Punkt. Zen entzieht sich der Logik westlichen Denkens, ist mit dem Intellekt alleine nicht zu erfassen. Zen ist keine Religion, auch keine Philosophie. Zen lehrt nichts, weist lediglich den Weg.
Nach einigen Überredungen stand er dann doch noch für Fragen und Diskussion dem Publikum zur Verfügung.
Jedes Wort mehr hätte den Zuhörern lediglich den Weg zu einer persönlichen Erfahrung verstellt. Hätte er weitere Erklärungen abgeben, so wären in den Köpfen Konzepte entstanden, die dann den Weg eigener Erfahrungen verstellen oder zumindest diesen Weg nicht ohne Vorstellungen und Einfärbungen, vielleicht auch bestimmter Erwartungen, sehr viel schwieriger erkennbar werden lassen.
Mit seinem Erscheinen, dem Spielen mit Erwartungen und der Irritation hat Suzuki wahrscheinlich Zen besser und umfassender „erklärt“ als mit vielen Worten.
Dennoch hat Suzuki sehr viel über Zen geschrieben. An anderer Stelle beschreibt er Zen so:
„Zen strebt die Übung des Geistes selbst an, auf das er Meister werde seiner selbst. Dann der Einsicht in sein eigenes Wesen. Dieses Eindringen in die Natur des eigenen Geistes oder der eigenen Seele ist der Grundgegenstand des Zen. Die Übung im Zen besteht darin, das geistige Auge zu öffnen und Einblick zu gewinnen in den wahren Grund des Seins.“
Wichtig dabei ist, diese eigenen und ganz persönlichen Erfahrungen, vielleicht sogar Erkenntnisse, nicht nur im Inneren zu belassen. Sondern sie auch ins Leben zu bringen:
„Zen ist, in der Tiefe des Seins die wahre und unbegrenzte Kraft zu finden, und, indem man dieser schöpferischen Energie gehorcht, aktiv zu werden.“