Zen ist kein Vergnügen

Zen ist kein Vergnügen
Zen ist kein Vergnügen. Es ist das Leben selbst.

Zen ist kein Vergnügen. Keine Vergnügen im Sinne von Ablenkung, Ausklinken aus dem Alltag. Zeitvertreib. Es ist die Ausrichtung auf den gewöhnlichen Alltag. Es ist der Alltag – das Sein im alltäglichen Leben selbst.

„Zen ist kein Vergnügen. Es ist die Ausrichtung auf den gewöhnlichen Alltag.“

Dieser Ausspruch des Zen Meisters Shunryu Suzuki, der im 20. Jahrhundert sehr wesentlich Zen in den USA bekannt machte, nimmt Zen den ganzen Reiz des Außergewöhnlichen. Und gibt ihm diesen dann doch gleich wieder vervielfacht und auf einer anderen Eben zurück.

Zen ist keine Religion. Ja, es ist nicht einmal eine Philosophie. Es ist nichts anderes als eine Praxis, ein Tun, ein sich einlassen. In aller Einfachheit. Ohne Getue. So bringt es einer der alten Zen Meister – Meister Rinzai, der Begründer einer der beiden großen Zen Schulen, auf den Punkt:

„Es reicht, einfach nur zu sein. Ohne Getue.“

Man muss kein Zen Mönch werden, man muss nicht in ein Kloster, um einen Geschmack von Zen zu bekommen. Oder es so in sein Leben zu integrieren, dass es uns im Leben leitet. Es sind einfache Dinge, einfaches Tun, was Zen ausmacht. Der Kern des Zen, die Basis jeder Zen Praxis ist seit 2.500 Jahren Zazen (Za bedeutet sitzen, Zen die Meditation).

In der Praxis des Zazen entsteht Raum für Entwicklung, für Veränderung. Wir können unsere Gewohnheiten, Denkmuster, Verhalten erkennen und entscheiden, welche davon unser Leben unheilsam beeinflussen. Es entsteht ein Bewusstsein darüber, was wir tun und wie wir es tun. Und im Tun selbst drückt sich Zen aus.

Zen im Tun – einige Beispiele

1. Eine Sache nach der anderen

Diese Regel ist einfach zu befolgen und dreht sich um Aufmerksamkeit und Fokus. Wenn du etwas tust, konzentriere dich ganz darauf. Schenke ihm deine ganze Aufmerksamkeit. Lasse dich nicht ablenken und bleibe vollständig bei dieser Tätigkeit, ganz gleich wie einfach oder vielleicht unbedeutend dies sein mag. Wie das Zen-Sprichwort sagt: „Wenn du gehst, dann gehe. Wenn du isst, dann esse.“

Das klingt so einfach. Und ist uns doch so ungewohnt. Oder denkst du morgens beim Zähneputzen nicht schon an das, was alles im Kalender oder auf dem Plan steht? – Zen im Zähneputzen heißt, die Zahnbürste im Mund spüren, den Druck der Borsten, den Geschmack und Geruch der Zahnpasta , die Temperatur des Wassers beim Ausspülen, … Nur Zähneputzen.

2. Mache die Dinge langsam und bewusst.

Nicht hetzen. Halte die Dinge einfach. Nimm dir die Zeit und mache deine Handlungen bewusst, nicht überstürzt und wahllos. Sei dir bewusst, was du gerade tust. Oft sind wir in unserer täglichen Routine und erledigen die Dinge in einer Art Autopilot-Modus. Wir sind nicht mit der Tätigkeit, die wir gerade ausüben verbunden, nehmen sie kaum wahr und sind mit den Gedanken ganz woanders.

3. Gehe nicht zur nächsten Aufgabe über, bis du fertig bist.

Sobald du eine Aufgabe abgeschlossen hast, auf die du dich konzentriert hast, kannst du zur nächsten Aufgabe übergehen. Zu oft stehen wir kurz vor der Fertigstellung, aber dann lassen wir die Dinge in letzter Minute stehen. Das ist für uns ein echtes Problem. Stattdessen solltest du dich konzentrieren und die Aufgabe abschließen, damit du zur nächsten Aufgabe übergehen kannst.

4. Weniger tun

Es geht hier nicht darum, faul zu sein. Es geht darum, selektiv mit den Aufgaben umzugehen, auf die du dich konzentrieren möchtest. Es ist wichtig, Dinge zu tun, die produktiv sind und dazu beitragen, eine Auswirkung oder Mission voranzutreiben. Auch in ganz einfachen Dingen. Du glaubst nicht, dass auch ganz gewöhnliche Tätigkeiten einen Einfluss auf dein Leben haben? Probiere es aus. Achte darauf, woran du arbeitest, damit alles in irgendeiner Weise einen Wert hat.

5. Lege Raum zwischen die Dinge

Planen die Dinge nicht so eng beieinander. Du hast sonst keine Zeit, eine Sache klar abzuschließen und darüber nachzudenken, was du tust und warum. Und zwischen zwei Tätigkeiten einen Moment, vielleicht nur einen Augenblick anzuhalten, innezuhalten, einen Moment der Entspannung. Ein entspannter Zeitplan hilft dir, dich selbst zu organisieren und etwas Platz zu schaffen, wenn Aufgaben länger dauern als erwartet.

6. Rituale entwickeln

Rituale helfen, ein Gefühl der Wichtigkeit für Dinge zu vermitteln, an denen man arbeitet. Wenn es wichtig genug ist, ein Ritual zu haben, dann ist es wichtig genug für deine Aufmerksamkeit und Konzentration.

So ein Ritual könnte sein, dass du, wenn du vielleicht an der Arbeitsstelle ankommst zuerst einige Momente – vielleicht auf dem Bürostuhl – inne hältst, 5 bewusste Atemzüge nimmst und dabei ganz beim Atem bist. Du wirst sehen: das richtet dich aus und du gehst anders – vermutlich viel bewusster über das, was jetzt wichtig ist, an deine Tätigkeiten.

7. Zeit für bestimmte Dinge festlegen

Das ist einfach, aber sehr wichtig. Indem du eine bestimmte Zeit für bestimmte Aufgaben festlegst, stellst du sicher, dass diese regelmäßig erledigt werden. Dies hilft dir, einen Fluss, einen Elan in deinem Leben zu schaffen und gibt dir Zeit, an anderen wichtigen Aufgaben zu arbeiten. Zum Beispiel, lege eine Zeit fest zum Baden, eine Zeit zur Arbeit, eine Zeit zum Putzen und eine Zeit zum Essen. Es wird dir helfen, eine Routine zu entwickeln und du wirst viel produktiver sein.

8. Nehme dir Zeit für das Sitzen (Zazen).

Im Leben eines Zen-Mönchs ist die Sitzmeditation einer der wichtigsten Bestandteile des Tages. Bei der Meditationspraxis geht es wirklich nur darum, präsent zu sein. Du kannst das jederzeit tun, indem du dich einfach hinsetzt und beobachtest, was um dich herum passiert und wie du dich in deinem Körper fühlst, ohne zu viel darüber nachzudenken. Nur sitzen.

Nimm dir Zeit dafür hat zwei Bedeutungen. Warte nicht, bis sich eine Gelegenheit ergibt, wo du deine Meditation praktizieren kannst. Nimm dir aktiv diese Zeit. Und plane sie in den Tagesablauf ein (siehe Nr. 6 und 7). Vielleicht gleich nach dem Aufstehen. Du wirst anders in den Tag gehen.

Dabei ist es hilfreich, diese Entscheidung schon am Abend davor zu treffen. Es geht nicht darum, früher aufzustehen und deswegen weniger zu schlafen. Wenn du am Morgen nach dem Aufstehen sitzen möchtest, dann triff diese Entscheidung am Abend. Und gehe die Zeit, die du für das Sitzen einplanst, früher ins Bett. Richte den Platz zur Meditation schon am Abend. Dann wird es eine Routine. Dann bekommt es Bedeutung und Wichtigkeit in deinem Leben. Dann wird es zur täglichen Praxis.

9. Lächeln und anderen dienen

Zen-Mönche verbringen einen Teil ihres Tages im Dienst an anderen, seien es andere Mönche im Kloster oder Menschen in der Außenwelt. Es lehrt dich Demut und stellt sicher, dass dein Leben anderen gewidmet ist. Es drückt Verbundenheit aus.

Du kannst dies auch in deinem Leben tun, indem du dich darauf konzentrierst, anderen in deiner Gemeinschaft zu helfen, wohltätige Arbeit zu leisten oder einfach nur allgemein freundlich zu den Menschen um dich herum zu sein. Ein Lächeln, eine einfache Hilfestellung. Das setzt natürlich auch Aufmerksamkeit und Wahrnehmung dessen voraus, was gerade um dich herum andere Menschen tun … und brauchen. Mache kein großes Ding daraus.

10. Putzen und Kochen wie bei einer Meditation.

Kochen und Putzen sind zwei der wichtigsten Bestandteile des Tages eines Zen-Mönchs. Sie sind beide großartige Möglichkeiten, große Bewusstheit, Achtsamkeit zu praktizieren und können ausgezeichnete Rituale sein, die zu festgelegten Zeiten durchgeführt werden können.

Wenn diese Aufgaben anstehen, dann setze deinen ganzen Fokus darauf, konzentriere dich und mache sie langsam und vollständig. Verschmelze mit dieser Aufgabe. Sei eins mit ihr. Es kann deinen ganzen Tag verändern und viel bessere Bedingungen für dein Leben schaffen.

Zen ist kein Vergnügen

Zen ist kein Vergnügen. Es ist die Ausrichtung auf den gewöhnlichen Alltag. Es ist der Alltag – das Sein im alltäglichen Leben selbst. Zen ist nicht irgendwo außerhalb des Lebens. Es ist mitten im Leben.

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