Zen-Augenblick: Die Weisheit des Nichtwissens

Weisheit des Nichtwissens - Ein Zen-Moment

Zen-Moment: Weisheit des Nichtwissens

Die Weisheit des Nichtwissens. Ein Zen-Augenblick kann in einem Moment des Übergangs, einer Phase der Ungewissheit im Leben entstehen, aus einem Moment der Weisheit des Nichtwissens. Für die meisten Menschen ist das Leben ein Problem, das gelöst werden muss.

Jeden Tag erwachen wir unter der Last neuer Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert werden. Wir suchen Therapeuten, Berater und Coaches in der Hoffnung auf, mit ihrer Hilfe die beste Methode »auszuknobeln«, um durch das endlose Labyrinth von Entscheidungen, Fragen und Komplikationen hindurchzufinden, das sich Tag für Tag vor uns ausbreitet.

Diese Hoffnung korrespondiert mit dem rationalen Verstand, der uns ständig Strategien für den Erfolg und für das Überwinden von Hindernissen anbietet, vor denen wir mit Sicherheit zu stehen meinen.

Ausgerüstet mit diesen Strategien und immer auf der Suche nach mehr, gehen die meisten Menschen durchs Leben, ohne die Gewissheit, die richtigen Entscheidungen getroffen zu haben. Denn kann man denn wissen, wie es gelaufen wäre, wenn man andere Entscheidungen getroffen hätte? Sie betrachten sich vielleicht sogar als Versager und wünschten, einen anderen Weg eingeschlagen zu haben.

Das Leben nicht zum Problem machen

Die Zen-Praxis bietet uns eine andere Möglichkeit darauf zu schauen. Es geht es nicht um Probleme, sondern darum, dass wir ganz bei jedem Schritt sind, den wir tun, weder zurück- noch vorausschauen, einfach voll und ganz gegenwärtig sind, zu hundert Prozent.

Wenn wir immer bei dem Schritt im Leben sind, den wir gerade gehen, dann entstehen die Gedanken nicht, ob der letzte Schritt richtig oder falsch war. Wir sind nicht versucht, es nachträglich besser zu wissen, was eh eine Illusion ist. Und wir quälen uns nicht mit dem Konflikt und der Reue ab, die jede Entscheidung, die wir treffen, begleitet.

„Gehe links, gehe rechts, vor allem aber humple nicht.“

Zen hält uns an, das Leben nicht zu einem Problem zu machen, sondern zu einem wunderbaren Abenteuer, in dem wir lernen, lieben, wachsen und voll und ganz genießen. Auf diese Weise befreien wir uns und andere von Ansprüchen, Bildern und Erwartungen, die wenig mit dem zu tun haben, was wir jetzt wahrhaft sind oder was in unserem Leben geschieht. Alle Erfahrungen werden begrüßt und voll ausgelebt und nicht als gut oder schlecht bewertet.

Zen-Augenblick

Zum Menschsein gehört es, Leiden, Schmerz, Verlust, Angst und Kummer ebenso wie Zeiten der Freude, der Erfüllung und der Lust zu erleben. Doch wenn das Glück kommt, wollen wir es festhalten, es für immer behalten. Kommen schmerzliche Zeiten, wollen wir sie verdrängen, uns betäuben, uns ihnen entziehen. Aber das ist nicht die Art des Zen. Vom Standpunkt des Zen aus können wir lernen, das ganze Leben in die Hand nehmen zu wollen.

Wenn wir etwas als schlecht bewerten, unterbinden wir es und tun es ab, so dass wir die Lektion, die es für uns bereithält, nicht voll und ganz lernen. Wenn wir die Bitterkeit im Leben ablehnen, sind wir auch außerstande, seine Süße zu schmecken. Wir werden einseitig und klammern vieles von dem aus, was das Leben uns bringt und was es ausmacht.

Wenn wir uns als Versager bezeichnen, halten wir uns davon ab, zu lernen und zu wachsen. Wir verpassen einem kleinen Teil des Erlebens ein Etikett und sind nicht bereit, zuzulassen, dass sich uns der ganze Sinn dessen enthüllt, was geschieht.

Das ist die Art des rationalen Verstandes, der unterbindet, seziert, separiert und analysiert. Der rationale Verstand ist zwar in gewissen Bereichen des Lebens ein wunderbares Instrument, doch er ist nicht immer unser Freund. Es gibt viele Orte, an die er nicht gelangt, und für vieles ist er völlig blind.

Die Weisheit des Nichtwissens – Antworten entstehen lassen

Eine junge Frau, nennen wir sie Clara, heiratete und erzog mit aller Hingabe ihre Kinder. Sie hatte sich entschieden, zu Hause zu bleiben und für sie zu sorgen, und dafür gab sie eine lukrative Karriere auf.

Nach zehn Jahren, als die Kinder die meiste Zeit des Tages in der Schule waren und Clara Zeit gehabt hätte, ihren Beruf wiederaufzunehmen, wurde sie traurig und verwirrt und hatte das Gefühl, sich selbst abhandengekommen zu sein. Sie wusste nicht so recht, wer sie jetzt war, welche Arbeit sinnvoll wäre oder wie sie sie angehen sollte.

Clara meinte, ein Problem zu haben, das gelöst werden muss. Vom Zen-Standpunkt aus hatte Clara kein Problem, sondern die großartige Chance, ein Rätsel zu lösen, welches das Leben ihr aufgegeben hatte.

Eine Zeit der Ungewissheit, wenn wir nicht genau wissen, wohin wir steuern oder welche Entscheidung wir treffen sollen, ist ein Zen-Augenblick. Manche Schulen nennen dies einen Zwischenzustand. Er ist eine Zeit, in der wir eine Lebensphase abgeschlossen und eine neue noch nicht in Angriff genommen haben. Wir wissen nicht genau, wohin es laufen wird. Wir haben vielleicht das Gefühl, nicht wie sonst fest vertäut oder verankert zu sein.

Diese Erfahrung vom Ende eines alten Lebens und dem Beginn eines neuen Lebens machen wir die ganze Zeit, immer wieder. Wenn eine Phase vorbei ist und die nächste sich noch nicht eingestellt hat, erleben wir die Zwischenzeit, in der wir nicht wissen, wohin die Reise geht.

Dieser Zen-Augenblick ist ein Moment, in dem wir bereit sind, eine völlig neue Tiefe und Schönheit im Leben zu entdecken. Es ist auch ein Augenblick, in dem wir auf unbekannte innere Ressourcen zurückgreifen und sie zum Leben erwecken können. Haben wir keine Angst vor so einem Augenblick. Überlassen wir ihn nicht dem rationalen Verstand. Entdecken wir in einem solchen Zen-Augenblick die Weisheit des Nichtwissens.

Quelle: Brenda Shoshanna, Psychologin und ZEN-Praktizierende, „ZEN Leben – Ein Kurs in Gelassenheit„, eigene Ergänzungen

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